BONN. Der Vorsitzende der Ludwig-Erhard-Stiftung, Roland Koch, hat die Organisation dazu aufgerufen, keine AfD-Anhänger aufzunehmen. „Es gibt dazu keinen Beschluß – aber mein Rat ist ganz klar, keine AfD-Mitglieder zuzulassen. Die Partei, die ja recht professoral gestartet ist, hat sich aus dem normalen politischen Spektrum längst verabschiedet“, sagte Koch am Wochenende der FAZ.
Es gebe keine „zulässige Verbindung von marktwirtschaftlichem Denken und rechtsradikalem Denken“, ergänzte der frühere hessische Ministerpräsident und CDU-Politiker. „Die AfD hat mehrfach nachgewiesen, daß sie diese Trennlinie nicht kennt, unter anderem, indem sie Platz für völkisches Gedankengut geschaffen hat. Der Liberalismus im wirtschaftlichen Sinne ist ein Produkt der Mitte der Gesellschaft.“
Stiftung habe an Relevanz eingebüßt
Anfang des Jahres hatte der Umgang mit der AfD auch bei der liberalen Hayek-Gesellschaft für Streit gesorgt. Mehrere Mitglieder der Organisation hatten diese wegen einer angeblich zu geringen Abgrenzung gegen die AfD verlassen. Der Vorsitzende Stefan Kooths kritisierte: „AfD-Nähe ist zu einer politischen Kampfvokabel geworden, ähnlich der Nazi-Keule oder dem Vorwurf des Rechtspopulismus. Kollektivistisch-konstruktivistischen Kräften dienen diese Etiketten auch dazu, die liberalen Gesellschaftsvorstellungen hayekianischer Prägung zu desavouieren.“
Koch räumte ein, die Erhard-Stiftung sei „als meinungsbildender Faktor in der Gesellschaft zuletzt nicht mehr sehr relevant gewesen“. Nun gelte es, sichtbarer zu werden, „auch bei Zukunftsthemen wie der Plattformökonomie und der Frage, wie eine soziale Marktwirtschaft und ein freiheitliches Land mit gelenkten Märkten wie China konkurrieren kann“. Koch war im November auf den früheren Chefredakteur der WirtschaftsWoche, Roland Tichy, an die Spitze der Erhard-Stiftung gefolgt. (ls)