Deutschlands Finanzinstitute verdienen trotz der Niedrigzinsen weiter prächtig. Dank vielerlei Gebührenerhöhungen stiegen ihre Provisionserträge im Jahr 2017 deutlich an und glichen die fallenden Erträge aus dem Kreditgeschäft mehr als aus.
Aufgrund des niedrigen Leitzinses, den die Europäische Zentralbank derzeit konstant bei null Prozent hält, erzielen Banken mit den Geldanlagen ihrer Kunden kaum mehr Gewinn. Das betrifft vor allem Sparkassen und Volksbanken, deren Fokus auf dem Privatkundengeschäft liegt und die sich ihre Einnahmen jahrelang vor allem über das Zinsgeschäft sicherten. Den Verlust sollen höhere Gebühren ausgleichen, die von vielen Banken seit Monaten konsequent angehoben beziehungsweise eingeführt werden.
30 Prozent mehr Provisionseinnahmen
Diese Provisionserträge der Sparkassen und Volksbanken fielen im vergangenen Jahr so hoch aus wie seit 13 Jahren nicht mehr. Um ganze 7,1 Prozent soll der durchschnittliche Provisionsüberschuß nach Studien des Bankanalysten Peter Barkow angestiegen sein.
In der Spitzengruppe befinden sich Institute wie zum Beispiel die Mittelbrandenburgische Sparkasse (MBS), die ihre Provisionseinnahmen sogar um um über 30 Prozent steigern konnte. Ein reguläres Girokonto kostete bei der MBS im Jahr 2016 noch 6,50 Euro, im Folgejahr aber schon 8,50 Euro. Für bislang kostenfreie Online-Konten müssen Kunden seit 2017 nun 2,50 Euro zahlen. Der teuerste Anstieg jedoch betraf Geschäftskonten, deren Gebühr um 8 Euro anzog.
Doch dies ist nur ein Beispiel. Um den niedrigen Zinsen Paroli bieten zu können, zauberten andere Finanzinstitute noch ganz andere Ideen aus dem Hut. Die Berliner Sparkasse kassierte von ihren Kunden sogar Gebühren für die Bareinzahlung von Cent-Münzen.
2018 könnte noch besser ausfallen
„Der Abschied von der Gratiskultur ist notwendig“, kommentierte Andreas Schulz, Vorstandsvorsizender der Mittelbrandenburgischen Sparkasse diesen lukrativen Trend der Gebührenkreativität. „Unsere Leistungen sind etwas wert und haben ihren Preis.“
Und der Chef der GLS-Bank, Thomas Jorberg, sah sich im Gespräch mit „Euro am Sonntag“ als Gewinner. Man müsse „seine Kunden in Entscheidungen einbeziehen und Gebühren oder einen Mitgliedsbeitrag klar und deutlich erklären und begründen“. Schon stehe man als Banker auf der Sonnenseite.
Auf dieser haben sich allein im letzten Jahr Überschüsse dank erhöhter Gebühren von mehr als einer Milliarde Euro angesammelt. Doch der volle Effekt werde „sich erst in den 2018er-Zahlen zeigen“, so Bankanalyst Barkow.