BERLIN. Beschäftigte, Betriebsräte und Gewerkschaften haben gegen den von Siemens geplanten Abbau tausender Arbeitsplätze protestiert. Schon nach Verkündung der Pläne am Donnerstag gab es erste Demonstrationen in Leipzig, am Freitag sind in Berlin und Offenbach weitere geplant, berichtet die Nachrichtenagentur dpa.
Siemens will aufgrund von strukturellen Veränderungen weltweit rund 6.900 Arbeitsplätze in der Kraftwerks- und Antriebssparte streichen. „Die Einschnitte sind notwendig, um unser Know-how bei der Kraftwerkstechnologie, bei Generatoren und bei großen elektrischen Motoren nachhaltig wettbewerbsfähig halten zu können“, sagte Siemens-Vorstandsmitglied Janina Kugel.
Von den Streichungen sind auch viele Standorte in Deutschland betroffen. Die Turbinen-Werke in Görlitz und Leipzig mit insgesamt 920 Stellen sollen geschlossen und das Werk in Erfurt möglicherweise verkauft werden. In Berlin wären 870 Stellen von der Kürzung betroffen. Teile der Kraftwerksparte in Erlangen und Offenbach plant Siemens zusammenzulegen. In Mülheim an der Ruhr sollen 640 Stellen wegfallen.
Konzernchef Kaeser verkündet Rekordgewinn
Die IG Metall kündigte an, um jeden Arbeitsplatz zu kämpfen. „Ein Stellenabbau in dieser Größenordnung ist angesichts der hervorragenden Gesamtsituation des Unternehmens völlig inakzeptabel“, empörte sich IG-Metall-Vorstand und Siemens-Aufsichtsrat Jürgen Kerner.
Eine Woche zuvor hatte Konzernchef Joe Kaeser die Jahresbilanz vorgelegt, die das historische gute Vorjahr noch einmal übertraf. Gleichzeitig kündigte er „schmerzhafte Einschnitte“ im Kraftwerksgeschäft an. Von deren Ausmaß zeigte sich auch Siemens-Gesamtbetriebsratschefin Birgit Steinborn betroffen. „Die Abbaupläne sind ein Tiefschlag für die Mitarbeiter“, verdeutlichte sie.
Die Arbeitnehmervertreter entzürnt vor allem die Aussage von Siemens, betriebsbedingte Kündigungen nicht auszuschließen. Sie sehen darin einen Bruch des 2010 geschlossenen Pakts zur Standort- und Beschäftigungssicherung. Gewerkschaftler befürchten, die Siemens-Führung könne damit auch künftigen Jobabbau legitimieren. (ha)