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Sexismus und Gender: Genderforscherin überwacht Werbung – vom Bund gefördert

Sexismus und Gender: Genderforscherin überwacht Werbung – vom Bund gefördert

Sexismus und Gender: Genderforscherin überwacht Werbung – vom Bund gefördert

Calzedonia-Plakat
Calzedonia-Plakat
Plakat von Bademodenhersteller Calzedonia inHamburg Foto: picture alliance/dpa
Sexismus und Gender
 

Genderforscherin überwacht Werbung – vom Bund gefördert

Die Kämpfer gegen freizügige Werbung in Deutschland sind auf dem Vormarsch. Das Bundesfamilienministerium fördert für zwei Jahre die Initiative „Pinkstinks“, die sich nicht nur gegen Sexismus in der Werbung engagiert, sondern auch die Verteilung „klarer Geschlechterrollen“ aufbrechen will. Die Vereinschefin trifft dabei auf eine alte Bekannte.
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Die schlanke Frau mit den langen Beinen stützt sich mit dem Oberkörper nach vorne gebeugt auf einen Hocker. Sie steht auf Rollschuhen mit hohen Absätzen und zeigt viel Haut. Das Model wirbt für das Luxus-Modehaus Saint Laurent. Diese und weitere angeblich sexistische Werbebilder nahm die Stadt Paris nun zum Anlaß, bei der Vergabe eines Dienstleistungsauftrags darauf zu achten, daß die entsprechende Außenwerbung nicht sexistisch oder diskriminierend ist.

Die sozialistische Bürgermeisterin Anne Hidalgo argumentierte den Bann laut der Nachrichtenagentur dpa unter anderem damit, daß London und Genf bereits ähnliche Vorkehrungen getroffen hätten und es zahlreiche Beschwerden gegeben habe.

Auch in Deutschland sind die Kämpfer gegen freizügige Werbung auf dem Vormarsch. Das von Manuele Schwesig (SPD) geführte Bundesfamilienministerium beauftragte nun die Initiative „Pinkstinks“ von Stevie Schmiedel damit, den Deutschen Werberat bei seiner Arbeit zu kontrollieren, berichtet das Handelsblatt. Das vom Ministerium geförderte Projekt startet demnach im August und läuft zwei Jahre. Pinkstinks kündigte am Donnerstag an, es werde eine App entwickeln, mit deren Hilfe angeblich sexistische Werbung gemeldet werden kann.

„Großangelegtes Monitoring sexistischer Werbung“

„Wir freuen uns, euch mitteilen zu dürfen: Spätestens nach der Sommerpause gibt es eine App, mit der ihr sexistische Werbung direkt melden könnt und eine dazugehörige Webseite, die darstellt, wo in Deutschland sexistische Werbung gesehen wurde und was dagegen getan wird. Wir starten ein groß angelegtes Monitoring sexistischer Werbung neben unseren bisherigen Kampagnen und Aktionen“, teilte die Initiative mit.

Schmiedel ist gelernte Genderforscherin. 2012 gründete sie den Verein Pinkstinks. Der Name leitet sich von Pinkifizierung und Stinken ab. Wenn etwa Spielsachen in der Farbe Pink aufgelegt werden, um gezielt Mädchen anzusprechen, sei das Pinkifizierung, und die stinke. Anlaß für die Kündigung ihrer Lehraufträge und die Gründung des Vereins waren Heidi-Klum-Plakate in Hamburg. Diese hätten den Mädchen suggeriert, daß sie lieber Topmodels werden sollten als Kanzlerin, sagte sie der taz. „Dann stehen sie da und gucken besorgt an sich herunter, während ihre Freunde die Models an der Werbewand anschmachten.“

Kampf gegen „klare Geschlechterrollen“

Der Werberat, dem Schmiedel nun auf die Finger schauen soll, kontrolliert die deutsche Werbewirtschaft. Er ist ein selbstdisziplinäres Organ und besteht aus 42 Verbänden der Deutschen Werbewirtschaft. Er kann zwar Mahnungen und Rügen aussprechen, hat aber keine direkten Sanktionsmöglichkeiten. Schmiedels Verein kämpft jedoch nicht ausschließlich gegen halbnackte Frauen auf Plakaten. Pinkstinks will auch die Verteilung „klarer Geschlechterrollen“ aufbrechen, denn die helfe der Wirtschaft.

„Leidtragende sind Mädchen, die schön und sanft, und Jungen, die stark sein müssen. Während Deutschland Nachwuchs-Ingenieurinnen sucht, gehen Bagger und Bauklötze nach wie vor an die Jungen“, heißt es in der Eigenbeschreibung des Vereins. Er besteht aus mittlerweile „fünf Menschen, die in Teilzeit im Pinkstinks-Büro in Hamburg-Eimsbüttel sitzen“, vier Frauen und ein Mann.

Für die Geschäftsführerin des Werberats, Julia Busse, die eine alte Bekannte von Schmiedel ist, sagte dem Handelsblatt, sie sei sich in Grundzügen einig mit Schmiedel. Doch: „Der Werberat stuft Motive, wo Frauen in ihrer Rolle als Hausfrau und Mutter dargestellt werden, nicht per se als sexistisch ein.“ In der Vergangenheit debattierte Busse und Schmiedel darüber regelmäßig auf Podiumsdiskussionen. Letztere tut das jetzt mit finanzkräftiger Hilfe des Bundesfamilienministeriums.


Plakat von Bademodenhersteller Calzedonia inHamburg Foto: picture alliance/dpa
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