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Marc Jongen, ESN Fraktion
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Sonne an der Ostsee, kein Schnee in Garmisch

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In schöner Regelmäßigkeit sorgt das Umweltbundesamt (UBA) mit dramatischen Studien für Aufsehen. Auch der jüngste UBA-Forschungsbericht über „Klimaauswirkungen und Anpassung in Deutschland“, der vom Hamburger Max-Planck-Institut für Meteorologie (MPI-M) erstellt wurde, machte wieder Schlagzeilen. Ein Berliner Boulevardblatt beispielsweise illustrierte die Folgen eines Temperaturanstiegs mit eindrucksvollen Bildern: Tornados über dem Reichstag, Palmen vor dem Brandenburger Tor oder die Spree, ausgetrocknet wie ein Flußbett in der Sahelzone. Die MPI-Wissenschaftler arbeiten mit weniger drastischen Bildern, doch ihre regionalen Klimaszenarien sind gleichwohl beunruhigend. Grundlage ihrer Prognosen sind drei globale Klimaszenarienrechungen des Uno-Gremiums Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC) zu den Treibhausgas-  und Schwefelemissionen. Das Negativ-Szenario A2 unterstellt einen starken Anstieg der CO2-Emissionen und einen leichten Rückgang der SO2-Emissionen. Das mittlere Szenario A1B geht von einem Anstieg der CO2-Emissionen um mehr als die Hälfte und einer Halbierung der SO2-Emissionen aus. Im Positiv-Szenario B1 wird eine Halbierung des vom Menschen verursachten CO2- und SO2-Ausstoßes angenommen. Die beiden Vergleichszeiträume sind die Jahre 1961 bis 1990 und 2071 bis 2100. „Das absolute Temperaturmaximum nimmt in allen drei Simulationen zu, um 3,2 °C in B1 und sogar um 6,5 °C in A2“, heißt es im UBA-Bericht. In den Szenarien A1B und A2 gibt es dafür 32 bis 33 Frosttage pro Jahr weniger, bei  B1 sind es nur knapp 25. „Steigende atmosphärische Treibhausgaskonzentrationen führen in Deutschland zu einer mittleren Erwärmung, die im Jahr 2100 — abhängig von der Höhe zukünftiger Treibhausgasemissionen — zwischen 2,5 °C und 3,5 °C liegt. Dies werde sich saisonal und regional unterschiedlich stark ausprägen. „Am stärksten dürften sich der Süden und Südosten Deutschlands im Winter erwärmen. Bis zum Jahr 2100 könnten die Winter hier um mehr als 4 °C wärmer werden als im Zeitraum 1961 bis 1990.“ Gleichzeitig könnte es besonders im Süden und Südwesten sowie im Nordosten „ein Minus von bis zu 30 Prozent bei den Sommerniederschlägen geben.“ Die Winter könnten feuchter werden, glauben die MPI-Forscher: „Wegen gleichzeitig steigender Wintertemperaturen in den Alpen — bis zum Ende des Jahrhunderts könnten es mehr als 4 °C sein — wird der Niederschlag häufiger als Regen denn als Schnee fallen. Fiel in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts dort im Jahr etwa ein Drittel des Gesamtniederschlags als Schnee, könnte es bis Ende des 21. Jahrhunderts nur noch ein Sechstel sein.“ In niedrigen Alpenregionen wie um Garmisch-Partenkirchen und Mittenwald sei eine Abnahme der Schneetage um mehr als die Hälfte möglich. Große schneebedeckte Flächen würden verschwinden. Das läßt für den süddeutschen Fremdenverkehr das Schlimmste befürchten. Den norddeutschen Branchenkollegen dürften hingegen einige MPI-Prognosen gefallen: „Blickt man zum deutschen Küstenraum, so fällt auf, daß bis zum Jahr 2100 die Erwärmung der Ostseeküste mit 2,8 °C etwas stärker sein könnte als die der Nordseeküste (2,5 °C). Obwohl sich an beiden Küsten die jährliche Niederschlagsmenge nicht ändert, könnte die Tourismusbranche davon profitieren, daß es im Sommer bis zu 25 Prozent weniger regnen könnte.“ Dafür gebe es im Winter jedoch bis zu 30 Prozent mehr Niederschlag — doch in der kalten Jahreszeit steht ohnehin schon heute ein Teil der Urlaubsquartiere leer. „Diese schnellen und tiefgreifenden Veränderungen des Klimas in Deutschland können gravierende Folgen für die Menschen und die Umwelt haben“, resümieren die MPI-Forscher. Und sie warnen zugleich: „Die Schadenspotentiale extremer Wetterereignisse wie Hitzewellen, Starkniederschläge und Stürme sind oftmals noch wesentlich größer als jene der schleichenden Klimaänderungen.“ Allerdings äußern die Wissenschaftler auch Zweifel bezüglich der Prognosen: Es sei „absolut notwendig, die berechneten regionalen Muster der Klimasignale auf ihre Robustheit zu analysieren. Schon in den vorliegenden Auswertungen wird deutlich, wie variabel die Klimasignale in den verschiedenen Regionen sind und wie unterschiedlich sie in den drei Emissionsszenarien berechnet werden.“ Zusätzlich müßten mögliche Landnutzungsänderungen mit in die Klimaszenarien aufgenommen werden. Und „letztlich sind die Simulationsergebnisse der Modellketten auch durch die natürliche Variabilität beeinflußt“. Dies wiederum dürfte die Schar der „CO2-Skeptiker“ (JF 3/08) in ihrer Ansicht bestärken, daß alles doch nicht ganz so schlimm kommt, wie von IPCC, UBA & Co. befürchtet. Der UBA-Forschungsbericht „Klimaauswirkungen und Anpassung in Deutschland —Phase 1: Erstellung regionaler Klimaszenarien für Deutschland“ (Climate Change 11/08) im Internet: www.umweltdaten.de/publikationen/fpdf-l/3513.pdf Weitere UBA-Publikationen zum Thema: www.umweltbundesamt.de/klimaschutz/veroeffentlichungen/

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