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Götterdämmerung

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Wagners „Götterdämmerung“ wird im Welt-Finanztheater gegeben. Sein Mythenspektakel wird zur Realität. Nicht einmal die Götter können den Weltenbrand löschen, den die Gier der Menschen entfacht. Ausgerechnet im kühlen Tempel der Weltvernunft, wie man die US-Börse der Wallstreet einst nannte, spielt man es „live“. Erst mußte die US-Regierung die Hypothekenbanken Fannie Mae und Freddie Mac verstaatlichen; sie hatten sich übernommen. Diese Woche strauchelten drei Vorzeigeinstitute des privaten american way of life: die Investmentbanken Lehman Brothers, Merrill Lynch und der Versicherungsriese AIG. Jetzt zittern Millionen Menschen in den USA und aller Welt um ihre mühsam aufgebaute Lebensvorsorge und -sicherung — denn die Krise greift über auf eine mit den USA und ihrer Währung „global“ vernetzte Finanzindustrie, auch die deutsche. Gründlicher konnte sich die Erzlüge des sogenannten „Neoliberalismus“ nicht selbst entlarven. Geld darf nicht in den Händen privater Geschäftemacher (und gäben sie sich noch so berufserfahren) zum Spekulationsgut werden. Es gehört unter öffentliche Kontrolle — oder die Grundlagen der Zivilisation werden zerstört. Deswegen gilt ohne alles Drumrumreden und Beschönigen: Die Finanzkontrollen müssen „globalisiert“ werden — ehe es dafür zu spät ist.

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