Zum 10. Jahrestag der Errichtung der Europäischen Zentralbank sang die Financial Times Deutschland die lautesten (und falschesten) Champagner-Arien auf den Euro. Ein Glück, daß die D-Mark weg ist, hieß es dort. Denn mit ihr säße heute ganz Euroland im Ab- und Aufwertungskarussel und Deutschland im tiefsten Keller der Rezession: mit sechs statt drei Millionen Arbeitslosen. Man muß offenbar Chef-Ökonom eines Weltblattes sein, um sich diesen Unsinn (oder ist es „nur“ der Kotau vor einflußreichen Kunden?) leisten zu können. In der Realität ist es gerade die Nicht-mehr-Abwertbarkeit der Währung in Ländern wie Irland, Portugal, Spanien, Italien oder Griechenland, die ihre (von der OECD beklagte) Lohnkosteninflation (in Spanien und Italien um gut 30 Prozent) hervorbringt, die Inflationsgräben innerhalb der Euro-Zone vertieft und es elf von 15 Euro-Benutzern (oder -Mißbrauchern) erlaubt, bis zu knapp zehn Prozent über die Verhältnisse zu leben: mehr zu importieren, konsumieren und investieren als das eigene Bruttoinlandsprodukt hergibt. Die Euro-Sünder haben 2007 ein Loch von über 200 Milliarden in der Leistungsbilanz der Euro-Zone aufgerissen. Deutschland hat es bis auf lumpige zehn Milliarden Euro gestopft. Ohne die deutsche Kapitalhilfe wäre der Euro an den Finanzmärkten stärker in die Bredouille geraten als der US-Dollar. Nicht auszudenken, was erst wird, wenn sich die Zahl der Inflationssünder und Defizit-Kandidaten, wie vorgesehen, nochmal verdoppelt! Englische Lehrbücher geißelten diese Praxis früher als „Schädige-deinen-Nachbarn-Politik“ und machten sie für den Zusammenbruch der Weltwährungsordnung verantwortlich. Vielleicht ist es das, was die Damen und Herren der FTD dem Euro-System insgeheim wünschen.