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Neue Vorwürfe gegen Kulturstaatsminister: Weimer soll sein „Konservatives Manifest“ abgeschrieben haben

Neue Vorwürfe gegen Kulturstaatsminister: Weimer soll sein „Konservatives Manifest“ abgeschrieben haben

Neue Vorwürfe gegen Kulturstaatsminister: Weimer soll sein „Konservatives Manifest“ abgeschrieben haben

Das ist nicht sein Buch: Minister Wolfram Weimer auf der Frankfurter Buchmesse mit einem fremden Werk.
Das ist nicht sein Buch: Minister Wolfram Weimer auf der Frankfurter Buchmesse mit einem fremden Werk.
Das ist nicht sein Buch: Minister Wolfram Weimer auf der Frankfurter Buchmesse mit einem fremden Werk. Foto: picture alliance / greatif | Florian Gaul
Neue Vorwürfe gegen Kulturstaatsminister
 

Weimer soll sein „Konservatives Manifest“ abgeschrieben haben

2018 sorgte Weimer mit seinem „Konservativen Manifest“ für Aufsehen. Jetzt kommt heraus: Zahlreiche Passagen stammen gar nicht von ihm. Sie seien „skrupellos plagiiert“, wie Plagiatsgutachter Weber an vielen Beispielen belegt.
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BERLIN/SALZBURG. Der Plagiatsexperte Stefan Weber hat einen „schwerwiegenden Plagiatsvorwurf“ gegen Kulturstaatsminister Wolfram Weimer erhoben. Auf seinem Blog Plagiatsgutachten.com zeigt der Österreicher zahlreiche Stellen auf, die Weimer für sein wichtigstes Werk aus anderen Quellen abgeschrieben hat.

„Das konservative Manifest: Zehn Gebote der neuen Bürgerlichkeit“ war 2018 erschienen und hatte für zahlreiche Diskussionen in den Feuilletons gesorgt. Doch niemand kam damals auf die Idee, daß weite Teile des Buches auf den Ideen anderer Autoren beruhen, die Weimer per Copy & Paste als seine eigenen verkaufte. Weber schreibt nun, es sei „einfach nicht zu fassen, wer hier in Deutschland Medien-(sic!)minister geworden ist“. Schon nach „wenigen Minuten Beschäftigung“ mit der 112 Seiten umfassenden Abhandlung „schreien mir die folgenden Plagiate entgegen“.

Dann folgen zahlreiche Absätze aus Weimers Buch, die wortwörtlich so zuerst woanders veröffentlicht worden sind. Tatsächlich hat der Journalist und Philosoph Michael Conradt beispielsweise eine längere Passage über die Geschichte der Menschenwürde schon 2013 auf „Bayernradio-Radiowissen“ veröffentlicht – genauso wie es Weimer fünf Jahre später in seinem Manifest tat. Der heutige Kulturstaatsminister kopierte eins zu eins die ausführliche Darlegung, daß diese mit dem römischen Philosophen Cicero beginne, über das Mittelalter laufe und bis zu Immanuel Kant reiche.

Weimer schreibt bei der CSU ab

Weber kommentiert, es sei „schon äußerst skrupellos, zur Menschenwürde abzuschreiben und als deutscher ‚Intellektueller‘ Immanuel Kant nicht einmal im Original zu rezipieren“. Aber noch schlimmer sei eine Passage über die Renaissance des Heimatbegriffs. Dabei tut Weimer so, als habe er entdeckt, daß die ARD mit Fernsehserien nun wieder lokalisiere, junge Hamburger wieder Labskaus kochen und lokale Biere wie „Tannenzäpfle“ und „Astra“ zu Kultobjekten geworden seien.

Doch so neu war das ganze 2018 nicht. Bereits 2010 hatte die Journalistin Caroline Bock das alles genauso in der Welt aufgeschrieben, was Weber – wie in allen Fällen – mit frappierenden Textvergleichen belegt.

Auch aus einer Rede des im vergangenen Jahr verstorbenen CSU-Politikers Alois Glück hatte sich Weimer wortwörtlich bedient und dessen Gedanken zu seinen eigenen erklärt. Dabei geht es um den Zusammenhalt von Familien.

Weber hat auf den ersten Seiten auch „die seltene Spielart eines Doppel-Plagiats“ entdeckt. So freute sich Weimer in seinem Manifest darüber, daß „die Globalisierer“ wieder anfingen „zu regionalisieren“. Er belegte das damit, daß McDonalds Nürnberger Bratwürste auf seine Burger packe. Doch genau das hatte der Kulturwissenschaftler Heinz Schilling der Welt „und in der Folge auch in anderen Medien“ gesagt. Weber: „Weimer hat also doppelt von hier abgeschrieben.“

Gedanken zur Nation sind nur abgeschrieben

Besonders heftigen Diebstahl geistigen Eigentums betreibe Weimer, als er sich auf einer dreiviertel Seite zur deutschen Nation auslasse. Der Historiker Thomas Brechenmacher hatte dies aber bereits vor 2012 so verfaßt. Auch hier vermarktete Weimer dessen Gedanken als seine eigenen.

Auch ab Seite 40 sehe es nach einem ersten Überblick dann so aus, „daß weite Teile des Buchs plagiiert wurden“, faßt Weber zusammen. Unter anderem habe der heutige Minister beim französischen Theologen Yves Bizeul „und immer wieder“ bei der Evangelischen Kirche Deutschlands (EKD) abgeschrieben.

Weimer steht wegen diverser Skandale in der Kritik. Unter anderem hatte er in seinem Magazin The European berühmte Personen des öffentlichen Lebens als seine Autoren vermarktet. Die Texte hatte er jedoch aus anderen Medien und Plattformen ohne Einverständnis der Urheber zusammengeklaut. Bekannt ist, daß der Minister deswegen zumindest gegenüber AfD-Chefin Alice Weidel und Stefan Weber Unterlassungserklärungen abgeben mußte.

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Weber kündigte an, das „Konservative Manifest“ noch intensiver auf Plagiate prüfen zu wollen. Auch die anderen sieben Bücher Weimers werde er nun untersuchen. (fh)

Das ist nicht sein Buch: Minister Wolfram Weimer auf der Frankfurter Buchmesse mit einem fremden Werk. Foto: picture alliance / greatif | Florian Gaul
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