BRASILIA. Mehrere SPD-Politiker haben die Kritik von Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) am Ausrichtungsort der aktuellen UN-Weltklimakonferenz in der brasilianischen Stadt Belém als unangemessen zurückgewiesen. „Sie bedient das Vorurteil vom ‘arroganten Deutschen’ und fällt in eine Phase, in der der ‘Westen’ insbesondere durch das Auftreten von Donald Trump in Südamerika als aggressiv und imperialistisch wahrgenommen wird“, sagte die Bundestagsabgeordnete Isabel Cademartori am Mittwoch dem Spiegel. Die Sozialdemokratin mit chilenischen Wurzeln mahnte eine „europäische Charmeoffensive“ an, die eine „echte Partnerschaft auf Augenhöhe“ signalisiere.
Ihr Parteikollege und Bundesumweltminister Carsten Schneider bezeichnete Brasilien als ein „wunderbares Land“ mit freundlichen Menschen und guten Gastgebern. „Schade, daß ich nicht länger bleiben kann“, schrieb er am Dienstag auf Instagram auf Deutsch und Portugiesisch. „Ich hätte ein paar Ideen, zum Beispiel mit meinen Freunden aus dem Amazonas zu angeln.“
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Brasiliens Präsident fordert Merz zum Tanzen auf
Auch der brasilianische Präsident Luiz Inácio Lula da Silva reagierte auf Merz’ Äußerungen. „Er hätte tanzen sollen in Pará. Er hätte Parás Küche probieren sollen“, sagte er über den Bundesstaat, in dessen Hauptstadt Belém die Klimakonferenz stattfindet. Dann hätte der deutsche Politiker „gemerkt, daß Berlin ihm nicht mal zehn Prozent der Qualität bietet, die Pará bietet“.
Vergangenen Donnerstag hatte der Bundeskanzler bei einem Handelskongreß in Berlin angemerkt, kein Journalist hätte bejahend auf die Frage reagiert, wer in Brasilien gerne bleibe würde. „Die waren alle froh, daß wir vor allem Dingen von diesem Ort, an dem wir da waren, in der Nacht von Freitag auf Samstag wieder nach Deutschland zurückgekehrt sind“, erinnerte er sich. Er betonte, Deutschland sei eines der schönsten Länder der Welt.
Das Metropolgebiet Belém gilt sowohl weltweit als auch innerhalb Brasiliens als eine Kriminalitäts-Hochburg. 2018 hatte der 2,5-Millionen-Ballungsraum 65,31 Morde und Fälle von Totschlag je 100.000 Einwohner verzeichnet, mehr als das 25fache des Berliner Werts. 2022 lebten über 57 Prozent der Bewohner der Metropolregion in Elendsvierteln. (kuk)






