BERLIN. Die Wehrbeauftragte Eva Högl (SPD) hat ihre Forderung erneuert, die Bundeswehr besser mit Personal aufzustellen. „Das Beste ist natürlich immer, wenn Männer und Frauen sich freiwillig entscheiden, aber ich plädiere ja schon sehr lange auch dafür, in Richtung einer Pflicht zu denken“, sagte sie im Deutschlandfunk.
Nur darüber zu sprechen, werde nicht funktionieren. Es gebe ja bereits ein freiwilliges Angebot beim deutschen Heer. Derzeit verließen rund 25 Prozent der jungen Menschen den Dienst bereits nach kurzer Zeit wieder.
Wehrbeauftragte möchte auch Frauen in die Pflicht nehmen
Sie liebäugle mit dem Vorschlag von Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD), „einen leichten Zwang einzubauen“, bekräftigte Högl. Dazu gehöre es, zunächst einmal alle jungen Menschen anzuschreiben und zu mustern. Anschließend könne man jene, die sich bereit erklären und geeignet sind zur Bundeswehr holen. „Das wäre eine Kombination aus ein bißschen Pflicht, ein bißchen Zwang, nicht nur drüber reden und trotzdem ganz viel Freiwilligkeit.“ Eine Rückkehr zur Wehrpflicht könne die aktuell schlecht aufgestellte Bundeswehr ohnehin nicht stemmen.
Wichtig sei es, auch die Frauen in den Blick zu nehmen. Zum einen reiche es „perspektivisch nicht mehr“, nur Männer in die Pflicht zu nehmen, zum anderen halte sie das auch nicht für zeitgemäß. Für diese Ansicht erhalte sie auch von Frauen viel Zuspruch, schließlich müsse man alle Geschlechter gleichermaßen ansprechen. Allerdings müsse für eine solche Maßnahme das Grundgesetz geändert werden. Dafür fehle im neuen Bundestag voraussichtlich die Mehrheit.
„Jusos“ lehnen Dienstpflicht strikt ab
Zudem verwies die Sozialdemokratin auf einen früheren Vorschlag von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier. Er hatte in der Vergangenheit gefordert, alle Menschen in Deutschland zu einem Dienst an der Gesellschaft heranzuziehen, sei es bei der Bundeswehr oder im kulturellen sowie sozialen Bereich. Högl hält solche Ideen für grundsätzlich richtig. Ihre Partei ziele aber zunächst auf eine Pflicht für junge Menschen ab.
Die Jusos plädieren beim Thema Verteidigung auf Freiwilligkeit. „Wehr- oder Dienstpflichten sind Scheinlösungen“, sagt @PhilippTuermer. „Die Bundeswehr braucht keine 18-Jährigen, die gerade so ein Sturmgewehr halten können.“ @POLITICOEurope pic.twitter.com/43HLY3RTXb
— Rixa Fürsen (@rixa_fursen) March 31, 2025
Der Chef der SPD-Jugendorganisation „Jusos“, Philipp Türmer, lehnt jegliche Pflichtdienste hingegen strikt ab. Solche Maßnahmen seien Scheinlösungen. Die Bundeswehr brauche keine unerfahrenen 18jährigen, sondern hoch spezialisierte Kräfte, betonte er gegenüber der Zeitung Politico. (zit)