BERLIN. Bundesfamilienministerin Lisa Paus (Grüne) hat den Vorstoß von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier zu einem verpflichtenden Dienstjahr für junge Menschen abgelehnt. Gerade Jugendliche, die unter der Corona-Pandemie gelitten und sich solidarisch mit Älteren gezeigt hätten, müßten weiterhin die Freiheit haben, selbst zu entscheiden, ob sie ein solches absolvieren wollen, schrieb sie auf Twitter.
Der #Freiwilligendienst wird bereits von vielen jungen Menschen genutzt. Sie engagieren sich motiviert und mit Herzblut meist im sozialen oder ökologischen Bereich für eine solidarische Gesellschaft.https://t.co/haERB6mNl8
— Lisa Paus, MdB (@lisapaus) June 12, 2022
Ein Pflichtdienst sei ein „Eingriff in die individuelle Freiheit“. Der Freiwilligendienst werde überdies bereits von vielen jungen Menschen genutzt. „Sie engagieren sich motiviert und mit Herzblut meist im sozialen oder ökologischen Bereich für eine solidarische Gesellschaft“, lobte die Grünen-Politikerin. Mit einer Verpflichtung entfalle dieses freiwillige Engagement.
Steinmeier: Pflichtdienst könnte Vorurteile abbauen
Steinmeier hatte am Wochenende angeregt, einen sozialen Pflichtdienst für alle jungen Menschen einzuführen. Ein solcher könne die Demokratie und den gesellschaftlichen Zusammenhalt stärken. „Gerade jetzt, in einer Zeit, in der das Verständnis für andere Lebensentwürfe und Meinungen abnimmt, kann eine soziale Pflichtzeit besonders wertvoll sein. Man kommt raus aus der eigenen Blase, trifft ganz andere Menschen, hilft Bürgern in Notlagen. Das baut Vorurteile ab und stärkt den Gemeinsinn“, führte er aus.
Als mögliche Einsatzorte brachte der Bundespräsident Seniorenheime, Behinderteneinrichtungen, Obdachlosenunterkünfte und die Bundeswehr ins Spiel. Eine Rückkehr zur Wehrpflicht lehnte er aber ab. (zit)