MAINZ. Die Deutschen haben der neuen schwarz-roten Bundesregierung bereits wenige Monate nach Amtsantritt ein schlechtes Zeugnis ausgestellt. Laut aktuellem ZDF-„Politbarometer“ der Forschungsgruppe Wahlen empfinden 55 Prozent der Befragten das Verhältnis zwischen CDU/CSU und SPD als „eher schlecht“. Selbst unter den eigenen Anhängern überwiegt der Pessimismus: 36 Prozent der Unions- und 44 Prozent der SPD-Wähler teilen diese Einschätzung.
Ein zentraler Streitpunkt ist die blockierte Wahl der SPD-Kandidatin Frauke Brosius-Gersdorf für das Bundesverfassungsgericht. Die Union verweigert bislang die Zustimmung. 47 Prozent der Befragten fordern nun, die CDU solle die Juristin doch noch mittragen. Nur 14 Prozent plädieren für einen neuen Vorschlag, 29 Prozent sprechen sich für einen Verzicht der Kandidatin aus.
Merz‘ Stimmungsschwung zum Sommer bleibt aus
Die Koalition zahlt bereits den Preis für den öffentlich ausgetragenen Zwist. Nur noch 49 Prozent zeigen sich mit der Regierungsarbeit zufrieden – ein Absturz um elf Prozentpunkte seit Ende Juni. Zugleich ist die Zahl der Unzufriedenen auf 41 Prozent gestiegen. Zum Vergleich: Die Ampel-Regierung hatte im selben Zeitraum ihrer Amtszeit deutlich bessere Werte erzielt.
Auch Kanzler Merz‘ wirtschaftspolitische Hoffnung auf einen Stimmungsumschwung bis zum Sommer hat sich bislang nicht erfüllt. Nur zehn Prozent der Deutschen halten die Wirtschaftslage für gut. Lediglich 19 Prozent erwarten in naher Zukunft einen Aufschwung. Fast die Hälfte glaubt, Schwarz-Rot werde keine nennenswerten Beiträge zur Lösung der Probleme im Land leisten.
AfD weiterhin zweitstärkste Kraft
In der Projektion zur Sonntagsfrage verliert die Union zwei Punkte und kommt auf 27 Prozent. Die AfD legt zu und erreicht 24 Prozent. Die SPD stagniert bei 15 Prozent, die Grünen rutschen auf elf Prozent ab. Linke, FDP und BSW bleiben auf niedrigem Niveau. Eine parlamentarische Mehrheit hätte die große Koalition nicht.
In der politischen Beliebtheitsskala behauptet Boris Pistorius mit einem Wert von 2,0 unangefochten Platz eins. CDU-Vize Johann Wadephul überholt mit 0,4 Punkten den SPD-Vorsitzenden Lars Klingbeil, der auf den persönlichen Tiefstwert von 0,2 fällt. Auf dem letzten Platz rangiert AfD-Chefin Alice Weidel mit –2,4 Punkten. (sv)