KÖLN. Die SPD-Jugendorganisation hat vor einer Kölner Schule abtreibungsverherrlichendes Material an zehnjährige Schüler verteilt. Die „Jungsozialisten“ gaben am Freitag vor einer Gesamtschule Tüten aus, die neben Flyern auch Aufkleber enthielten. Ein Motiv zeigte Delphine, Regenbogen und Herzchen mit der Aufschrift „How Life feels – Wenn wir Paragraph 218 endlich abgeschafft haben“. Gemeint ist die Stelle im Strafgesetzbuch, die Abtreibung unter Strafe stellt.
Die Aktion fand an der Gesamtschule Rodenkirchen statt, die sich selbst als „Eine Schule für alle Kinder“ versteht. Die Einrichtung liegt im Stadtteil Rodenkirchen im Süden Kölns. Nach Angaben von Eltern nahmen nicht nur Jugendliche im wahlberechtigten Alter, sondern auch frisch eingeschulte Fünftkläßler die Tüten entgegen. Darin befanden sich auch Flyer des SPD-Oberbürgermeisterkandidaten Torsten Burmester sowie der SPD-Stadtratskandidatin Berit Blümel, ein Müsliriegel, ein in SPD-Papier verpacktes Bonbon und ein Lineal mit Parteiinitialen.

AfD kritisiert fehlende Rücksichtnahme auf Kinder
Eine Mutter, die zugleich AfD-Kandidatin für die Bezirksvertretung Rodenkirchen ist, zeigte sich empört. „Für Kinder sollte die Schule ein politisch neutraler Ort sein“, sagte Jana Bogatzke. „Es ist absolut übergriffig, daß mein Kind schon in diesem Alter mit dem Thema Abtreibung konfrontiert wurde.“ Diese Art des Wahlkampfes sei verantwortungslos und geschmacklos.
Auch der Oberbürgermeisterkandidat der AfD in Köln, Matthias Büschges, kritisierte die Aktion. „Die SPD zeigt mit dieser fragwürdigen Aktion, daß die Umsetzung ihrer feministischen Agenda keine Rücksichtnahme auf Kinder kennt“, betonte der dreifache Familienvater. Ein Schwangerschaftsabbruch sei immer eine Belastung und habe nichts mit der paradiesischen Szenerie des Aufklebers gemein. „Wer so eine Werbung verbreitet, dem sollte man nicht die Zukunft unserer Kinder anvertrauen.“
Zahl der Abtreibungen auf Rekordwert
Der Paragraph 218 im Strafgesetzbuch stellt Abtreibungen unter Strafe, sieht aber Ausnahmen innerhalb von zwölf Wochen nach vorheriger Beratung vor. Die Jusos sprechen sich für eine Streichung dieser Vorschrift aus. 2022 war bereits der Paragraph 219a zur Werbung für Abtreibungen mit Stimmen von SPD, Grünen und FDP aufgehoben worden. In Nordrhein-Westfalen wurden 2024 mit 23.445 Abtreibungen so viele registriert wie seit 2008 nicht mehr. Bundesweit lag die Zahl zuletzt bei rund 106.000 pro Jahr (JF berichtete).
Der Wahlkampf in Köln stand zuletzt bundesweit im Fokus: Sieben Parteien hatten ein Fairneß-Abkommen geschlossen, das kritische Aussagen zur Migration untersagt (JF berichtete). Die AfD war daran nicht beteiligt. Im Gespräch mit der JUNGEN FREIHEIT betonte ihr Kreissprecher Christer Cremer, die AfD werde sich „nicht den Mund verbieten“ lassen.
Eine Stellungnahme der Jusos und SPD Köln zu den Aufklebern lag zum Zeitpunkt der Veröffentlichung nicht vor. (sv)