Es ist schon bezeichnend genug, dass man es selbst nach über einem halben Jahr noch nicht geschafft hat, die Trümmer der Carolabrücke aus der Elbe zu holen. Dieser Staat ist zu nichts mehr fähig, außer den eigenen Bürgern auf den Sack zu gehen und Steuern aus der Tasche zu ziehen. In China wäre in der Zeit vermutlich schon eine neue Brücke fertig gewesen.

Früher ging in Deutschland in erster Linie der linke, heute eher der rechte Sektor davon aus, daß man mit offen gezeigter Feigheit, Schwäche und Wehrlosigkeit einen potentiellen Feind besänftigen und seinerseits pazifisieren könne, so daß man sich endlich die Investitionen in Militär und Wehrresilienz sparen könne, um sie sozialstaatlich zu verkonsumieren. Der aktuelle Streit um die Tiefe der Unterwerfungsgeste gegenüber den Russen am 9. Mai ist ein Beispiel dafür. Bisher sind solche Wetten nie aufgegangen. Die relativ hohe Verteidigungsbereitschaft der 1960er bis 1980er Jahre war nur durch den Kalten Krieg erzwungen, und die hohen Wehrdienstverweigerungsraten gerade der westdeutschen Mittelschicht zeigen, daß das zu verteidigende Subjekt doch nicht für verteidigungswürdig gehalten, stattdessen die pazifistische Illusion gepflegt wurde, im Kriegsfall mit dem Aggressor individuell seinen ganz persönlichen Waffenstillstand aushandeln zu können, was aber 1945 nicht funktionierte und heute auch nicht. Hinzu kommt, daß der Wiederaufbau nach 1945 oft mit zu wenig Kapital unterlegt war und zu schnell vonstattenging, was zusammen mit der Übernutzung danach den Verfall enorm beschleunigte.