VILLINGEN-SCHWENNINGEN. Pop-Titan Dieter Bohlen hat sich in einem ausführlichen Gespräch deutlich über den politischen Umgang mit der AfD geäußert: „Man kann nicht 25 Prozent unserer Bevölkerung einfach abtun“, sagt er.
Die Brandmauer bezeichnet Bohlen im Interview mit Kettner-Edelmetalle als „völlig idiotisch“. Es sei erstaunlich, daß ein Begriff aus dem linken Spektrum übernommen worden ist, um Gespräche grundsätzlich auszuschließen. Für ihn widerspricht eine solche Haltung dem Prinzip freier Wahlen.
„Ich habe eine andere Auffassung von Demokratie“, so Bohlen weiter. Eine Demokratie könne nicht funktionieren, wenn man gewählte Kräfte ausblende. Um die gesellschaftlichen Folgen des Umgangs mit der AfD zu verdeutlichen, verweist Bohlen auf die Reaktionen nach einem Gespräch zwischen Elon Musk und Alice Weidel. „Da haben auf einmal die ganzen Leute keine Tesla mehr gekauft“, sagt er.
Bohlen: „Man muß Angst haben, wenn man irgendwas sagt“
Er beschreibt ein Klima der Verunsicherung: „Man muß ja heutzutage Angst haben, wenn man nur irgendwas sagt.“ Mehrfach betont er, daß er die AfD nicht wähle, kritisiert aber die pauschale Abwertung politischer Gegner: „Alles Nazis, alles Faschisten.“ Sein Fazit lautet: „Man muß mit allen reden.“
Im weiteren Verlauf des Interviews beschreibt Bohlen den politischen Zustand Deutschlands als strukturell gelähmt. „Wir haben ja keine Regierung, wir haben eine Blockierung. Die blockieren sich die ganze Zeit nur gegenseitig“, sagt er. Eine Kombination aus SPD und CDU werde aus seiner Sicht „niemals ein Erfolgsteam“.

Bohlen richtet außerdem wirtschaftliche Kritik an die Bundesregierung. Viele Politiker hätten „von Ökonomie, Wirtschaftlichkeit und so weiter wirklich absolut keine Ahnung“. Er spricht von „wirtschaftlichen Analphabeten“ und sagt, Deutschland habe viele Jahre „von dem gelebt“, was ältere Generationen aufgebaut hätten.
Ausführlich äußert er sich zur Außenpolitik. Die frühere Außenministerin (Annalena Baerbock, Anm. d. Red.) habe „nur verbrannte Erde hinterlassen“. Deutsche Delegationen träten im Ausland „als wenn wir so eine alte Kolonialmacht sind“ auf. Bohlen nennt konkrete Beispiele: „Der Wüst fährt nach China, aber in China ist keiner da, der mit ihm reden will.“ Und über die Türkei sagt er: „Da steht unser schöner Herr Merz und muß seine Koffer selber tragen.“
Auch den Ukrainekrieg spricht Bohlen an. Er sagt, er habe „vor drei Jahren“ darauf hingewiesen, daß der eingeschlagene Kurs „niemals funktionieren“ werde. Heute seien „hunderttausende von Menschen“ tot, und wirtschaftlich sei „alles scheiße“. Man hätte seiner Ansicht nach früher Gespräche führen müssen. Dann formuliert Bohlen einen klaren Vorschlag: „Die fairste Geschichte wäre eigentlich Neuwahlen.“ (rr)






