BERLIN. Der Deutsche Journalisten-Verband (DJV) hat Kulturstaatsminister Wolfram Weimer aufgefordert, die gegen ihn erhobenen Vorwürfe auszuräumen. Es geht der Interessenvertretung dabei vor allem um die Plagiatsaffäre: Das zur Weimer Media Group gehörende Online-Magazin The European hatte über Jahre, mindestens seit 2017, Texte von Prominenten und Politikern von anderen Portalen übernommen und die Urheber als seine Gastautoren vermarktet.
Implizit gibt der weit linksstehende DJV zu, daß er erst jetzt, da auch die SPD Aufklärung fordert (die JF berichtete), die Vorgänge kritisieren möchte. Er äußere sich nun, da Kritik „auch aus der Regierungskoalition kommt“. Einschränkend heißt es: „Richtig ist, daß der Minister im Mittelpunkt einer von der AfD angefachten Kampagne steht. Nur schon deshalb verbietet sich jede Vorverurteilung.“
Die JUNGE FREIHEIT hatte am Mittwoch weitere Fälle von Textdiebstahl aufgedeckt. So steht noch immer ein angeblicher Artikel von Bundestagspräsidentin Julia Klöckner auf der The European-Seite, dessen Text aus einer Pressemitteilung kopiert wurde.
Dennoch kritisiert der Verbandsvorsitzende Mika Beuster: „Aber mit Schweigen und Aussitzen fügt Weimer seinem Ministerium und letztlich der Bedeutung des Urheberrechts Schaden zu.“ Daß der Kulturstaatsminister ein offizielles Statement zu den Vorwürfen verweigere, sei „nicht nachvollziehbar“.
Weimer läßt alle Fragen unbeantwortet
Auch alle Anfragen der JUNGEN FREIHEIT blieben unbeantwortet. So wollte die JF von der Weimer Media Group unter anderem wissen, wie sich das Unternehmen erklärt, daß die Bundesregierung behauptet, Weimer habe „die Verlagsgruppe verlassen“, während er laut der der JF vorliegenden Gesellschafterliste weiterhin Inhaber sei.
Nicht reagiert hatte Weimers Firma auch auf die Frage vom Dienstag, ob sie für die gestern begonnene Veranstaltung „Frankfurt Finance & Future Summit“ Fördergelder von der hessischen Landesregierung oder der Bundesregierung erhalte. Am selben Tag noch hatte dann die Staatskanzlei des hessischen Ministerpräsidenten Boris Rhein (CDU) gegenüber der JF eingeräumt, daß der Lobby-Event mit 30.000 Euro Steuergeldern bezuschußt wird.
30.000 Euro Staatsgelder: AfD fordert Rücktritt
Es ist das erste Mal, daß das Unternehmen eines Bundesministers mit öffentlich Gelder „gesponsert“ wird, wie sich Hessens Staatskanzlei ausdrückte. Genau das greift nun die AfD auf und schrieb bei X: „Wir fordern lückenlose Aufklärung und Weimers Rücktritt! Unsere Bürger verdienen Politik mit Anstand statt Vetternwirtschaft.“
Von der Landesregierung Hessens erhält die Firma des Copy-Paste-Ministers Weimer mindestens 30.000 Euro für Events. Tickets kosten bis zu 1.090 Euro. Wir fordern lückenlose Aufklärung und Weimers Rücktritt! Unsere Bürger verdienen Politik mit Anstand statt Vetternwirtschaft. pic.twitter.com/CxWcr0pM3g
— AfD (@AfD) October 22, 2025
Der DJV-Vorsitzende Beuster verknüpfte seine Forderung an Weimer mit einem politischen Anliegen: Der Kulturstaatsminister müsse seine politische Energie auf die von ihm geforderte Einführung einer Digitalabgabe konzentrieren: „Den Ankündigungen müssen Taten folgen“, sagte Beuster. Dafür brauche er Kapazitäten. Deshalb müsse er die gegen ihn laufende Kampagne mit Transparenz kontern. (fh)