Anzeige
Anzeige

2026 erstmals in Tschechien: 75. Sudetendeutscher Tag: Söder bekommt Karlspreis

2026 erstmals in Tschechien: 75. Sudetendeutscher Tag: Söder bekommt Karlspreis

2026 erstmals in Tschechien: 75. Sudetendeutscher Tag: Söder bekommt Karlspreis

Söder bekommt den Karlspreis der Sudetendeutschen verliehen
Söder bekommt den Karlspreis der Sudetendeutschen verliehen
Söder bekommt den Karlspreis verliehen Foto: Albrecht Reisach
2026 erstmals in Tschechien
 

75. Sudetendeutscher Tag: Söder bekommt Karlspreis

Bayerns Ministerpräsident Markus Söder bekommt als Schirmherr den Karlspreis der Landmannschaft der Sudetendeutschen. CSU-Parteikollege und Sprecher der Sudetendeutschen Volksgruppe Bernd Posselt überreichte sie ihm als Dank. Für 2026 lädt möglicherweise erstmals ein tschechisches Kulturfestival nach Brünn zum Sudetentag ein.
Anzeige

Mit einer großen Abschlußkundgebung ging am Pfingstsonntag der 75. Sudetendeutsche Tag in der Donau-Arena in Regensburg zu Ende. Im Zentrum der Veranstaltung stand die Verleihung des Europäischen Karlspreises der Sudetendeutschen Landsmannschaft an den bayerischen Ministerpräsidenten Markus Söder, begleitet von engagierten Reden mit deutlichen politischen Botschaften. Das Motto des diesjährigen Sudetendeutschen Tags lautete „Aus Krieg und Vertreibung lernen. Für Frieden und Freiheit kämpfen.“, was schon den großen politischen Rahmen andeutete, in dem sich die Volksgruppe verbandsmäßig positioniert.

Bernd Posselt, Sprecher der Sudetendeutschen Volksgruppe, zeigte sich in seiner Laudatio besorgt über die Rückkehr von Krieg und Vertreibung als Mittel politischer Auseinandersetzung. Ursache sei – wie in der Vergangenheit – der Nationalismus, der bekämpft werden müsse, meinte der CSU-Politiker. Posselt unterstrich die Nähe zwischen Sudetendeutschen und Tschechen, die eine „Familie“ bildeten – wenngleich die Narben der Vergangenheit dabei umso schmerzlicher spürbar seien. Dennoch sei man auf dem Weg bereits weit vorangeschritten, diese „Wunden zu heilen“. Posselt verteidigte die fortwährende Auseinandersetzung mit der Vergangenheit als Investition in die Zukunft.

Posselt lobt Söder als langjährigen Unterstützer

Den 8. Mai 1945 bezeichnete Posselt „ohne Wenn und Aber als einen Tag der Befreiung“, verwies jedoch auch auf das Leid, das viele Deutsche danach traf: Sie seien „vom Regen in die Traufe“ gekommen. Besonders erinnerte er an das Unrecht durch die kommunistische Diktatur und die Vertreibungsverbrechen an den Sudetendeutschen. Er würdigte dabei, daß in der Tschechischen Republik mittlerweile „eine breite Welle der Aufarbeitung“ eingesetzt habe.

Auch außenpolitische Themen griff Posselt auf. Bereits 1999 habe er davor gewarnt, daß Wladimir Putin Europa durch Energiepolitik unter Druck setzen werde. „Ich bin nicht antirussisch“, stellte er klar, aber Putin sei ein „Mörder“ und kein legitimer Repräsentant des russischen Volkes. Mit Nachdruck warnte er vor einem „neuen Jalta“, also einer möglichen Teilung Europas in Einflußzonen durch Rußland und die USA – eine Entwicklung, die für Europa eine „unglaubliche Gefahr“ darstelle. In diesem Zusammenhang kritisierte er scharf die AfD, die in Bayern jüngst gefordert habe, Europaflaggen vor öffentlichen Gebäuden abzuhängen.

Mit Nachdruck lobte Posselt Söder als langjährigen Unterstützer der Sudetendeutschen. Schon früh habe sich Söder für die Volksgruppe eingesetzt und sei sogar der Landsmannschaft beigetreten. Er erinnerte an Söders Engagement für das Sudetendeutsche Museum und seine Bemühungen um den Dialog mit der tschechischen Regierung.

Einhellig warnte man vor einer Bedrohung durch Rußland

Söder bezeichnete sie als „Ermunterung weiterzumachen“, insbesondere beim Einsatz für Versöhnung und für ein „friedliches und freies Europa“. Bayern und Tschechien seien gemeinsam das „Herz Europas“ und eng miteinander verbunden. Die Sudetendeutsche Landsmannschaft habe von Anfang an nicht auf Revanche gesetzt, sondern sei vielmehr Teil der „größten Friedensbewegung“, die Deutschland je erlebt habe. Er betonte auch die Verdienste der Vertriebenen am Wiederaufbau Bayerns, das heute „das erfolgreichste Land in Europa“ sei. Unter der neuen Koalition werde es keine Gleichsetzung von Vertriebenen mit Flüchtlingen aus aller Welt mehr geben – denn die Vertriebenen seien, so Söder, „Landsleute“.

Wie Posselt warnte auch Söder eindringlich vor der Bedrohung durch Rußland. Er forderte eine glaubwürdige Abschreckung und sprach sich für die Wiedereinführung der Wehrpflicht aus. Die Ukraine sichere ein freies Europa. Er schloß mit einem Appell, „Mut und Optimismus“ zu bewahren: „Wir haben unser Schicksal in der Hand!“ Noch schärfere Töne schlug Mario Hierhager, Bundesvorsitzender der Sudetendeutschen Jugend, an: Die Unterstützung der Ukraine in Frage zu stellen, sei Ausdruck „moralischen Versagens“ und „ein abscheulicher Verrat an unseren europäischen Mitmenschen“.

Mit dem Bildungsminister Mikuláš Bek sprach auch wieder ein Vertreter der tschechischen Regierung auf dem Sudetendeutschen Tag. Bek rief zum Sprachenlernen auf, Deutsch und Tschechisch seien „Nachbarsprachen“, keine Fremdsprachen, Mehrsprachigkeit sei erstrebenswert. Er bezeichnete wie Söder die Sudetendeutschen als „liebe Landsleute“.

2026 könnte der Tag der Sudentendeutschen erstmals in Tschechien stattfinden

Der Karlspreis ist die höchste Auszeichnung, die die Sudetendeutschen zu vergeben haben. Namensgeber dieses 1958 gestifteten Karlspreises ist Karl IV. (1316 – 1378), böhmischer König und römisch-deutscher Kaiser. Nicht zu verwechseln ist der Preis mit dem Internationalen Karlspreis zu Aachen, der nach Karl dem Großen benannt ist. Der Karlspreis der Landmannschaft wurde unter anderem an Richard Graf Coudenhove-Kalergi, den Gründer der Paneuropa-Union, Otto von Habsburg und Charlotte Knobloch verliehen, besonders sticht in jüngerer Vergangenheit die Verleihung an Wolodymyr Selenskyj 2022 heraus, die die Solidarität der Sudetendeutschen mit der angegriffenen Ukraine zum Ausdruck brachte. Die Verleihung des Karlspreises an den bayerischen Ministerpräsidenten wirkt wenig einfallsreich, denn dieser ist traditionell ohnehin qua Amt Schirmherr der Sudetendeutschen als viertem bayerischen Stamm.

Beim Sudetendeutschen Tag, der ein ganzes Wochenende umfaßt, wurden noch viele weiterer Preise verliehen. Der Menschenrechtspreis ging dieses Jahre an das Kulturfestival „Meeting Brno“, das seit 2015 den „Brünner Versöhnungsmarsch“ veranstaltet, der an den „Brünner Todesmarsch“ von 1945 erinnert, bei dem viele tausende Sudetendeutsche ums Leben kamen. Vertreter von „Meeting Brno“ luden die Sudetendeutsche Landsmannschaft am Pfingstwochenende ein, den Sudetendeutschen Tag 2026 in Brünn zu begehen, was ein historischer Durchbruch wäre, denn noch nie wurde dieses Treffen der Sudetendeutschen in der Tschechischen Republik abgehalten.

Neben der Beschäftigung mit der Vergangenheit und großer europäischer Politik spielt beim Sudetendeutschen Tag auch die Kultur eine große Rolle, Musik, Tanz und Brauchtum werden bei einem „Heimatabend“ gepflegt und Kulturpreise verliehen. Bei der Hauptkundgebung ziehen Trachtengruppen und Fahnenabordnungen ein. Neben Ausstellungen und Vorträgen gibt es eine Messe mit Ständen von Heimatgruppen und Initiativen.

Söder bekommt den Karlspreis verliehen Foto: Albrecht Reisach
Anzeige
Anzeige

Der nächste Beitrag