BERLIN. Der Grünen-Politiker Jürgen Trittin hat angekündigt, zum Jahreswechsel sein Bundestagsmandat niederzulegen. Der seit einem Vierteljahrhundert amtierende Abgeordnete merkte an, der richtige Zeitpunkt sei gekommen, um „selbstbestimmt“ zu gehen. „Diese Partei, diese Fraktion hat mir doch ermöglicht, alles zu werden, was man als Grüner werden kann“, bekräftigte er im Gespräch mit dem Spiegel.
Der 69jährige wies zudem die Kritik an seiner Partei zurück: „Wir haben sehr viel verändert, und Veränderungen sind unbequem.“ Die Grünen seien eine Zielscheibe des Frusts der Bürger darüber, ihre Gewohnheiten aufgeben zu müssen, kommentierte er. Als Beispiel nannte er die Energiepolitik. „Daß Deutschland kein Gas mehr aus Russland erhält, davor hatten wir gewarnt, entschieden aber hat es Putin“, sagte Trittin und fügte hinzu, man sei nur „der Bote“ der Veränderung.
Trittin: „Die Energiewende war mein größter politischer Erfolg“
Er gilt als eine der führenden Figuren des linken Flügels der Grünen. Während seines Studiums in Göttingen engagierte er sich in den linksradikalen Studentengruppen. Seit 1980 ist Trittin Mitglied bei den Grünen, zwischen 1994 und 1998 war er Teil ihrer Doppelspitze. Nach der Bundestagswahl 1998 hatte er sieben Jahre lang das Bundesumweltministerministerium unter Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) geführt. Dabei war er einer der wichtigsten Fürsprecher der Energiewende. 2004 versicherte er, diese werde den durchschnittlichen Haushalt „nicht mehr als eine Kugel Eis“ kosten. Später ruderte er zurück und räumte ein, er habe sich verschätzt.
Im Interview bezeichnete er die Energiewende dennoch als seinen größten politischen Erfolg. „Schauen Sie sich die jetzigen Investitionsströme in den USA, in China und Indien an: Milliarden fließen in den Aufwuchs der Erneuerbaren“, betonte der Bundestagsabgeordnete. Mit dem Atomausstieg als Anlaß für deutsche Investitionen in den Sektor sei diese Technik „weltweit wettbewerbsfähig“ geworden. (kuk)