BERLIN. Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) hat einen Hitzeschutzplan nach französischem Vorbild in Aussicht gestellt, der auch Lockdown-ähnliche Maßnahmen beinhalten kann. „Der Hitzetod im Sommer ist ein vermeidbarer Tod, und es ist nicht akzeptabel, wenn wir Jahr für Jahr zwischen 5.000 und 20.000 Todesfälle beklagen“, sagte Lauterbach am Dienstag. Der Hitzetod sei „nur die Spitze des Eisbergs“, mahnte er.
„Es ist nicht akzeptabel, dass wir jedes Jahr mehrere Tausend Todesfälle durch Hitzefolgen zu beklagen haben. Deswegen werde ich zusammen mit allen Verantwortlichen im Gesundheitswesen einen Hitzeplan erarbeiten“, so @Karl_Lauterbach.
— Bundesgesundheitsministerium (@BMG_Bund) June 13, 2023
Hohe Temperaturen würden viele Menschen in Deutschland durch Schlaganfälle und Herzinfarkte zu Pflegefällen machen. „Es ist keine Seltenheit, daß jemand als rüstiger älterer Mensch auf dem Tennisplatz spielt und schon wenige Wochen später mit dem Rollator unterwegs ist. So muß man sich das vorstellen“, erläuterte der Gesundheitsminister die Gefahren im Sommer.
Frankreich für Lauterbach Vorbild
Vor allem Frankreich habe in diesem Zusammenhang allerdings einen nachahmenswerten Hitzeplan. „Wir wollen das Rad nicht neu erfinden. Ich möchte mich bei dem, was der Bund jetzt vorhat, sehr eng an den Hitzeplänen in Frankreich orientieren“, kündigte Lauterbach an.
Seit dem Jahrhundertsommer 2003 arbeitet Frankreich an einem „Nationalen Plan zur Bewältigung von Hitzewellen“. Dieser beinhaltet neben Aufklärungskampagnen und verschärften Arbeitsschutzvorkehrungen bei hohen Temperaturen auch Verbote für öffentliche Veranstaltungen. „Hitzewellen – häufiger, früher und länger – haben erhebliche Auswirkungen auf die Gesundheit, vor allem bei gefährdeten Bevölkerungsgruppen wie älteren Menschen und Kindern“, erklärte die französische Regierung zuletzt die Maßnahmen.
Dazu gehörten auch die „bezirksweite Erfassung sämtlicher Sportveranstaltungen und Kulturereignisse“, die man notfalls auch verbieten müsse. „Hitzewellen können große Auswirkungen auf Sport- und Kulturveranstaltungen haben, die in der Sommerperiode organisiert werden“, mahnte das Umweltministerium in einer Mitteilung. „Verschiebungen, Absagen usw.“, müßten deshalb von den Behörden angewendet werden können.
Frankreich erlebt Blitzsommer
Umweltminister Christophe Béchu lobte das Maßnahmenpaket. „Die Zunahme der Häufigkeit und Intensität von Hitzewellen bis zum Jahr 2050 ist unabwendbar“, warnte der Politiker. Der aktuelle Hitzeschutzplan könne die Franzosen noch besser vor Extremtemperaturen schützen.
Meteorologen zufolge sollen die Temperaturen in Frankreich seit dem 27. Mai einen beispiellosen Anstieg hingelegt haben. In diesem Zeitraum hätten die durchschnittlichen Tageshöchsttemperaturen stets über 25 Grad Celsius gelegen, mahnte kürzlich Gaétan Heymes vom französischen Wetterdienst.
Seit Beginn der Wetteraufzeichnungen 1947 sei es in Frankreich noch nie so früh so heiß gewesen, sagte er. Selbst der Hitzesommer 2003 habe später begonnen als der in diesem Jahr. (fw)