BERLIN/BROKSTEDT. Im Zusammenhang mit dem Massaker des Palästinensers Ibrahim A. in der Regionalbahn von Kiel nach Hamburg hat Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) das nächste Behördenversagen zugegeben. Der 33jährige Palästinenser, der erst sechs Tage zuvor wegen einer anderen Messerattacke aus der Untersuchungshaft entlassen worden war, hätte demnach doch abgeschoben werden können.
Es habe „eine Fehlinformation“ zwischen den Behörden gegeben, sagte sie bei der dpa-Chefredaktionskonferenz in Berlin. „Wir haben versucht, an ihn ranzukommen, und hätten wir gewußt, daß er in U-Haft sitzt, hätten wir ihn anhören und dann abschieben können“, sagte die SPD-Politikerin. Heißt: Die 17- und der 19jährige, die A. zum Opfer fielen, könnten noch leben, hätten die Behörden nicht geschlampt.
Brokstedt-Attentäter galt als staatenlos
Bereits zuvor war herausgekommen, daß die Justiz für die Berufung, die Ibrahim A., gegen sein Urteil eingelegt hatte, keinen Termin fand und ihn deswegen entlassen mußte. Auch hatte er sich im Gefängnis mit dem Berliner Weihnachtsmarkt-Attentäter Anis Amri verglichen und mit einem Terroranschlag gedroht, ohne daß dies Folgen hatte.
Faeser zufolge haben die Behörden bereits vorher versucht, den Mann abzuschieben – aber sie scheiterten. „Die Schwierigkeit da schien ja, daß er staatenlos war“, so Faeser. In seiner Akte sei – ein weiterer Fehler – der Ausweis eines staatenlosen Palästinensers aus Syrien abgelegt worden. Daher sei man, was Ibrahim A. angeht, dem Trugschluß aufgesessen, man könne den Mann, der der Polizei bereits wegen mehr als 20 Delikten bekannt war, nur sehr schwer abschieben.
Ibrahim A. soll am 25. Januar in der Bahn mit einem Messer wahllos auf andere Fahrgäste eingestochen haben. Dabei starben die beiden jungen Menschen, fünf weitere verletzte der Migrant teils schwer. (fh)