BERLIN. Der Antisemitismusbeauftragte der Bundesregierung, Felix Klein, hat die deutschlandweiten Bombendrohungen gegen Schulen, Medienanstalten und weitere Einrichtungen „als einen verabscheuungswürdigen Versuch der Einschüchterung“ verurteilt. Der Verdacht liege nahe, daß hinter den Drohungen die islamistische Terrororganisation Hamas stecke, sagte er dem Redaktionsnetzwerk Deutschland.
Aus Sicherheitskreisen wurde laut dpa angedeutet, daß es das Ziel sein könnte, das Sicherheitsgefühl der Bevölkerung zu beeinträchtigen und negative Einstellungen gegenüber Israel zu erzeugen. Klein mahnte derweil, „daß Antisemitismus unsere Gesellschaft als Ganze angreift und seine zerstörerische Kraft sich zwar zuallererst, aber keineswegs ausschließlich gegen Jüdinnen und Juden richtet“.
Schülerinnen kollabieren bei Räumung
Am Dienstag war es in mehreren deutschen Bundesländern erneut zahlreiche Bombendrohungen gekommen. Betroffen waren – wie bereits am Vortag – neben Schulen und Medienanstalten auch der Berliner Hauptbahnhof und das Willy-Brandt-Haus, die Parteizentrale der SPD. In den meisten Fällen bezogen sich die Verfasser auf den Gazakrieg und die Hamas.
Aufgrund der Bombendrohungen räumte die Polizei Schulen in Bayern, Thüringen und Sachsen. Im sächsischen Pulsnitz sind während der Räumung einer Grund- und Oberschule mit über 500 Schülern drei junge Mädchen nach einem psychischen Zusammenbruch in eine Klinik gebracht worden, berichtete die Bild. Insgesamt sechs Schüler wurden durch das Kriseninterventionsteam der Polizei betreut.
Bombendrohungen mit Hamas-Hintergrund?
In keiner der Schulen konnte die Polizei Sprengstoffmaterial feststellen. Trotzdem fiel der Unterricht für die Schüler aus. Bereits am Montag kam es zu Bombendrohungen in verschiedenen deutschen Städten unter anderem in Baden-Württemberg, Bayern, Nordrhein-Westfalen und Sachsen.
Des Weiteren wurden auch am Dienstag erneut Medienanstalten bedroht. In Weimar räumte die Polizei ein Funkhaus, in dem drei Radiosender ansässig sind. Auch das „ARD aktuell“-Studio in Hamburg, in dem die Tagesschau produziert wird, erhielt eine Bombendrohung.
Die inhaltsgleichen Drohschreiben sollen laut der Bild in Deutsch, Englisch, Hebräisch, Arabisch oder mehrsprachig verfaßt worden sein. In den meisten Fällen bezögen sich die Verfasser auf den Gazakrieg und die Terrororganisation Hamas. Außerdem stünden ihnen mehrere Millionen Euro für die angedrohten Anschläge zur Verfügung.
Polizei: Kein eindeutiges Motiv
Ob es sich dabei tatsächlichem um die Hamas oder ihre Unterstützer handle, sei unklar. Ein eindeutiges Motiv stehe noch nicht fest: „Ob mit den Drohungen ein extremistisches Ziel verfolgt wird oder es sich um ‚Trittbrettfahrer‘ handelt, die sich zur Verstärkung der Wirksamkeit ihrer Drohungen als Hamas bezeichnen, kann zum jetzigen Zeitpunkt nicht abschließend bewertet werden“, teilte eine Sprecherin des Bundesinnenministeriums der Frankfurter Rundschau mit. Derzeit ermittle die Polizei noch gegen unbekannt wegen Androhung einer Straftat, berichtete die ARD.
Bereits am Montag lösten Bombendrohungen in mehreren deutschen Bundesländern Polizeieinsätze aus. An Schulen in Bayern, Baden-Württemberg, Nordrhein-Westfalen, Sachsen und Thüringen fiel der Unterricht aus. Ebenso wurde das ZDF in Mainz aufgrund einer Bombendrohung vorübergehend evakuiert. (sv)