HEIDESEE. Die Polizeidirektion Cottbus wird die Ermittlungen zu dem angeblich rassistisch motivierten Angriff auf eine Berliner Schulklasse im Mai möglicherweise einstellen. Es gebe „widersprüchliche Aussagen von Zeugen“, sagte ein Sprecher der Polizei dem Focus. Mehrere Beobachtungen, die eine strafrechtliche Relevanz besitzen würden, basierten demnach auf reinem Hörensagen.
Im Mai dieses Jahres hatte die 10. Klasse einer Berliner Schule einen Wochenendausflug in die Brandenburgische Stadt Heidesee unternommen. Als Ausflugsziel diente die Jugendherberge Kiez Frauensee. Die Fahrt sollte dabei der Vorbereitung einer Mathematikklausur dienen. Noch in der ersten Nacht wurde die Fahrt abgebrochen, die Klasse unter Polizeischutz zurück nach Berlin eskortiert.
Nach den ursprünglichen Aussagen der Schüler und eines Lehrers sei es durch eine Gruppe Einheimischer zu heftigen verbalen Anfeindungen gegenüber den Schülern gekommen. Einige der Berliner Schülerinnen seien durch ihre Kopfbedeckungen „klar als Muslime“ erkennbar gewesen und deshalb beschimpft worden.
Zweifel an einem „hinreichenden Tatverdacht“
Gegen Mitternacht soll dann eine vier- oder fünfköpfige Gruppe versucht haben, in das Bettenhaus der Berliner Schüler einzudringen. Dabei sollen sie „diverse klar fremdenfeindliche Parolen“ gerufen und den Schülern mit körperlicher Gewalt gedroht haben. Auch zuvor sollen bei einem Lagerfeuer vermummte Jugendliche, „mit Knüppeln oder Ästen bewaffnet“, die Schüler bedroht haben.
Trotz fünfmonatiger Ermittlungsarbeit sollen sich viele dieser Schilderungen „nicht verifizieren lassen“, betonte die Polizeidirektion Cottbus. Insbesondere der Vorwurf, die Aggressoren hätten sich vermummt und mit Schlagstöcken bewaffnet, habe sich bisher nicht bestätigen lassen.
Auch die frühe Einmischung durch sogenannte Opferschutzverbände wie dem linken Verein „Opferperspektive“ habe den Ermittlungen eher geschadet, erklärte eine Polizeisprecherin. Insgesamt gebe es Zweifel, daß ein „hinreichender Tatverdacht“ vorliege. (lb)