BERLIN. Der Partei- und Fraktionsvorsitzende der AfD, Tino Chrupalla, hat an einem Empfang der russischen Botschaft zur Erinnerung an die Niederlage Deutschlands im Zweiten Weltkrieg teilgenommen. Dabei überreichte der Bundestagsabgeordnete dem russischen Botschafter in Deutschland, Sergej Netschajew, eine Tasse mit preußischem Adler als Geschenk. Dies habe er nicht getan, „um für die Befreiung zu danken“, sondern, „um die deutsche Sicht auf Geschichte und Gegenwart zu erläutern“.
Gestern war ich beim Empfang von @RusBotschaft anlässlich des Kriegsendes. Nicht um für Befreiung zu danken, wie die #BZ schreibt, sondern um die deutsche Sicht auf Geschichte und Gegenwart zu erläutern. Mein Geschenk: eine Tasse mit preußischem Adler. Für Frieden und Aussöhnung!
— Tino Chrupalla (@Tino_Chrupalla) May 10, 2023
Aussöhnung im Mittelpunkt
„Ja, ich war gemeinsam mit Alexander Gauland, wie sicherlich alle Fraktionsvorsitzenden, zum Empfang in die Russische Botschaft eingeladen. Der 9. Mai war bis vor kurzem ein Gedenktag, an dem deutsche Politiker aller im Bundestag vertreten Parteien selbstverständlich teilnahmen“, sagte Chrupalla der JUNGEN FREIHEIT. Diesen Dialog wolle er in Kriegszeiten nicht abreißen lassen. „Die Aussöhnung muß gerade an solchen wichtigen Tagen der Geschichte stattfinden. Dabei war es mir wichtig, die deutsche Sicht auf Geschichte und Gegenwart selbstbewußt darzulegen.“
Ebenfalls am Empfang nahmen der AfD-Ehrenvorsitzende Alexander Gauland, Altkanzler Gerhard Schröder, der frühere SED-Generalsekretär Egon Krenz, Linkspartei-Politiker Klaus Ernst sowie die Botschafter mehrerer asiatischer und afrikanischer Staaten teil.
In der russischen Botschaft in #Berlin fand am Dienstag ein Empfang statt. Anlass: das Gedenken an den Sieg über den Faschismus. #TagderBefreiung https://t.co/cz1ZBACo9R
— Berliner Zeitung (@berlinerzeitung) May 9, 2023
Botschafter warnt vor „Nazis“
Netschajew warnte laut Bericht der Zeitung weiter vor einem „Wiederaufleben des Nazismus“. Derzeit werde versucht, „die Geschichte zu verfälschen, um sie der aktuellen politischen Agenda anzupassen, um die Opfer und die Schlächter, die Sieger und die Besiegten gleichzusetzen“. In manchen Ländern würden „Nazis und ihre Handlanger als Nationalhelden gepriesen, die Heldentat der Roten Armee diskreditiert, sowjetische Kriegsgräber geschändet, Denkmäler zerstört und die Symbole des Landes, das für den Sieg über den Nationalsozialismus den höchsten Preis bezahlt hat, verboten“, monierte der Botschafter.
Chrupalla hatte Anfang Februar mit einer ähnlichen Aktion für Aufsehen gesorgt. Damals besuchte er zusammen mit Netschajew einen russischen Soldatenfriedhof auf den Seelower Höhen und legte einen Kranz nieder. Der deutschen Gefallenen gedachte der AfD-Chef allein. Zu einer von der Botschaft verbreiteten Mitteilung zu dem Treffen ging Chrupalla später auf Distanz. (ho)