BERLIN. Die stellvertretende Vorsitzende der Linkspartei, Martina Renner, hat ihrer Fraktion schwere Vorwürfe im Umgang mit Sexismus gemacht. „Seitdem ich im Bundestag bin, kenne ich Fälle von männlichen Abgeordneten, die Kolleginnen gegenüber übergriffig geworden sind“, sagte sie am Freitag dem Redaktionsnetzwerk Deutschland.
Bislang war besonders der hessische Landesverband in den Fokus geraten. In einem Bericht des Spiegel hatten zehn zumeist ehemalige Mitglieder der Linkspartei sowie ihrer Nachwuchsorganisation Linksjugend solid beklagt, von Parteikollegen sexuell belästigt worden zu sein.
Einer der Beschuldigten ist der frühere Lebenspartner von Parteichefin Janine Wissler. Sie war bis 2021 Fraktionsvorsitzende der Linkspartei im hessischen Landtag und soll ihn angeblich gedeckt haben. Wissler wies den Vorwurf am Freitag zurück: „Ich selbst war durch diese Vorgänge zutiefst verletzt und hatte nicht den geringsten Anlaß, meinen ehemaligen Partner nach alledem zu schützen.“
Renner: patriarchale Strukturen werden nicht reflektiert
Laut Renner hat die Linkspartei ein strukturelles Problem. „Es herrscht ein Grundklima, das auch übergriffiges Verhalten beflügelt. Es gibt Männer in der Fraktion, die sich alles herausnehmen und dafür bisher nie sanktioniert wurden“, monierte sie.
Gerade die Linke habe eigentlich einen Anspruch an sich selbst als feministische Partei. Dennoch gebe es keine Reflexion über „über die Ausnutzung von Hierarchien und über die bestehenden patriarchalen Strukturen“. (zit)