BERLIN. Der Queer-Beauftragte der Bundesregierung Sven Lehmann (Grüne) hat die transsexuelle Abgeordnete Tessa Ganserer (Grüne) gegen Kritik verteidigt. „Transgeschlechtliche Frauen sind Frauen, und Tessa Ganserer ist eine Frau. Punkt. Alles andere ist transfeindlich“, stellte er am Freitag im Gespräch mit der Welt klar.
Die Frauen in der Grünen-Fraktion hätten Anfeindungen ihrer Kollegin gegenüber „geschlossen und eindeutig zurückgewiesen“, bekräftigte Lehmann. Auf den Frauenplätzen der Grünen kandidierten nur Frauen, die sich selbst so identifizierten. Ein Mann, der nur so tue, würde gar nicht erst gewählt werden.
„Diskriminierung macht krank. Lesben, Schwule, Bisexuelle, trans- und intergeschlechtliche Menschen haben ein erhöhtes Risiko für Depressionen, Angststörungen und Suizidalität. Es gibt viel zu tun.“ Die Ampel-Regierung wolle Ministerien und Zivilgesellschaft für nachhaltige LGBT-Projekte zusammenbringen, Maßnahmen gegen Haßkriminalität ergreifen, die Polizei für das Thema sensibilisieren und gemeinsam mit den Ländern Bildungsmaterialien und Lehrpläne überarbeiten.
Lehmann: Nur Frauen sollen im Bundestag abstimmen können
In diesem Zusammenhang ging er auch auf Pläne ein, nicht-kommerzielle Leihmutterschaften zu legalisieren. Allerdings sprach sich Lehmann dabei dafür aus, Frauen diese Entscheidung zu überlassen. „Die Frage einer Legalisierung von Leihmutterschaft in Deutschland ist für mich aber vor allem eine frauenpolitische Frage, die von Frauen diskutiert und entschieden werden muß.“
Danach gefragt, ob im Falle einer Bundestagsabstimmung also nur Frauen im Plenum abstimmen können sollten, antwortete der Queer-Beauftragte: „Ich habe jedenfalls ein Störgefühl, wenn ein mehrheitlich männliches Parlament über das Selbstbestimmungsrecht über ihren Körper entscheiden sollte.“
Darüber hinaus befürwortete er, das Transsexuellengesetz durch ein Selbstbestimmungsgesetz zu ersetzen, damit Jugendliche schon ab 14 Jahren ihr juristisches Geschlecht ohne Angabe von Gründen ändern können.
Feministen halten Einzug von Tessa Ganserer für Wahlbetrug
Zuletzt hatte die feministische Initiative „Geschlecht zählt“ den Einzug der Bundestagsabgeordneten Tessa Ganserer kritisiert, weil die Transsexuelle über die Grünen-interne Frauenquote ins Parlament eingezogen war. „Die Grünen verfolgen die Strategie, die Selbstdefinition des Geschlechts faktisch einzuführen, obwohl es für diese keine rechtliche Grundlage gibt“, unterstrichen die Frauenrechtler in einem Aufruf auf ihrem Internet-Auftritt.
Das Vorgehen der Grünen komme einem Wahlbetrug gleich. „Das Agieren des Bundestags ist eines demokratisch legitimierten Parlaments unwürdig und beschädigt das gesellschaftliche Vertrauen in die Rechtsstaatlichkeit schwer. Alle Bestrebungen, den Frauenanteil in politischen Gremien zu erhöhen, werden so auf höchster Ebene ad absurdum geführt.“ Die Bundestagsabgeordnete Ganserer bezeichnete die Vorwürfe jüngst als einen „niederträchtigen Angriff“. (fw)