BERLIN. Mehrere Gesundheitsexperten haben Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) für seine Warnung vor „Killervarianten“ des Coronavirus kritisiert. „Keine Expertin und kein Experte kann derzeit sicher sagen, welche Variante wir im Herbst bekommen“, sagte der Leiter der Klinik für Intensivmedizin am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Stefan Kluge, am Dienstag der Funke-Mediengruppe.
Eine Corona-Variante als „Killervariante“ zu bezeichnen, sei unpassend. Es gebe andere Infektionen, bei denen die Sterblichkeit deutlich höher liege als dies beim Coronavirus bisher der Fall gewesen sei. Dazu zähle beispielsweise eine Blutvergiftung, verdeutliche Kluge. Die Corona-Variante Omikron führe derzeit zu sehr wenigen schweren Krankheitsverläufen. Der Sterblichkeit liege aktuell bei unter 0,1 Prozent. Dies sei vergleichbar mit der Grippe.
„Aus wissenschaftlicher Sicht scheint das Virus schnell zu mutieren. Ob es sich dabei um eine gefährliche Variante handelt, kann heute niemand prognostizieren“, betonte FDP-Gesundheitspolitikerin Christine Aschenberg-Dugnus am Dienstag gegenüber der Bild-Zeitung. Sie halte es für „nicht zielführend, bereits jetzt die Möglichkeit einer schwerwiegenderen Virusvariante zu diskutieren“.
Streeck bescheinigt Deutschen guten Basis-Schutz
Dem pflichtete auch Grünen-Fraktionsvize Konstantin von Notz bei. Bei Lauterbachs Warnung handle es sich um eine „vage Prognose“, die wenig hilfreich sei, schrieb er auf Twitter.
Bei aller Wertschätzung für die Expertise von @Karl_Lauterbach und meiner vollen Solidarität wegen all den unsäglichen Anfeindungen gegen seine Person, ich halte vage Prognosen zu der “Möglichkeit” der Entstehung einer “absoluten Killervariante” für wirklich wenig hilfreich.
— Konstantin v. Notz (@KonstantinNotz) April 17, 2022
Der Bonner Virologen Hendrik Streeck bescheinigt den Deutschen aufgrund der hohen Impfquote und zahlreichen Genesenen einen guten Basis-Schutz. Mutationen seien nicht auszuschließen, die Varianten von denen Lauterbach gesprochen habe, seien noch lange keine ‘Killervarianten’, sagte er.
Lauterbach warnt vor „absoluter Killervariante“
Der Gesundheitsminister hatte am Osterwochenende vor dem weiteren Verlauf der Corona-Pandemie gewarnt. „Es ist durchaus möglich, daß wir eine hochansteckende Omikron-Variante bekommen, die so tödlich wie Delta ist. Das wäre eine absolute Killervariante“, mahnte er in der Bild am Sonntag.
Lauterbach hatte in der Vergangenheit bereits mehrfach Szenarien vorausgesagt, die so nie eintragen. Beispielsweise prognostizierte er eine Überlastung der Intensivstationen, die aber nicht eintrat. Kritiker warfen ihm daraufhin vor, bewußt Panik zu schüren. (zit)