Nun, da auch die Stiko an ihrer bisherigen Impfempfehlung festhält, und der zweiten Booster-Impfung für unter 60jährige eine Absage erteilt, steht Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) vor einem riesigen Problem. Wie wird sein Ministerium den bestellten Corona-Impfstoff los?
Bereits jetzt verfallen zahlreiche Dosen. „Bis September 2022 sind nach Kenntnis der Bundesregierung insgesamt ca. 6,2 Millionen Covid-19-Impfstoffdosen im zentralen Lager (…) verfallen“, teilt eine Sprecherin des Bundesgesundheitsministerium (BMG) auf Nachfrage der JUNGEN FREIHEIT mit.
Lauterbachs Behörde rechnete Bedarf vor
Das dürfte nur der Anfang sein. „Daß Impfstoff verworfen wird, ist logische Konsequenz aus dem Portfolio-Ansatz“, gibt auch das Ministerium zu. Im April hatte Lauterbachs Behörde der JF noch großspurig angekündigt: „Konservativ gerechnet gibt es in diesem Jahr einen Bedarf von 125 bis 165 Millionen Impfstoff-Dosen.“ Doch wie sieht es derzeit aus? Hält das Gesundheitsministerium an seiner damaligen Einschätzung fest? Oder waren die Zahlen zu hoch angesetzt?
Eine konkrete Antwort vermeidet die Behörde: „Wie viele Impfstoffdosen in den nächsten Monaten benötigt werden, ist abhängig vom weiteren Verlauf der Pandemie und von der Impfbereitschaft der Bevölkerung“, teilt das Ministerium lediglich mit.
Sonderlich groß ist die Impfbereitschaft in Deutschland jedoch nicht. Seit dem 1. Januar wurden laut den Daten des Robert-Koch-Instituts 33,5 Millionen Impfungen verabreicht. Somit klafft eine Lücke von 91,5 bis 131,5 Millionen Impfstoff-Dosen für die Monate November und Dezember, damit die Prognose aus dem April noch erfüllt werden kann. Ist das wahrscheinlich? Entsprechend der Einschätzungen aus dem Frühjahr bestellte das BMG Impfstoffe von verschiedenen Herstellern. Somit droht ein weiterer Verfall von Millionen Dosen.