BERLIN. Der Chef der Kassenärztlichen Bundesvereinigung, Andreas Gassen, hat sich dafür ausgesprochen, die Corona-Maßnahmen schrittweise fallen zu lassen. „Die Überlastung des Gesundheitssystems und insbesondere der Intensivstationen war immer die große Sorge, mit der man die vielen Maßnahmen begründet hat. Das ist Gott sei Dank nie eingetreten“, sagte er am Montag der Bild-Zeitung.
Die Bevölkerung lechze nach Normalität. Auf Dauer könne die Regierung es nicht begründen, „sehr stark grundrechtseinschränkende Maßnahmen“ beizubehalten, führte der Kassenärzte-Chef aus.
Lockerungen führten nicht zwangsweise zu mehr Infektionen
Warnungen, nach denen Lockerungen sofort zu einer Verschärfung der Pandemie führen könnten, sehe er skeptisch. Ob es dadurch wirklich einen Anstieg der Infektionszahlen gäbe, sei ungewiß.
Besonders die 2G-Regel müsse die Politik mittlerweile überdenken. Die Corona-Variante Omikron habe gezeigt, daß sich entgegen der früheren Annahme auch Geimpfte untereinander anstecken könnten.
Gassen: Politik muß Ausschluß von Ungeimpften neu bewerten
Deshalb müsse die Ampel-Koalition den Ausschluß von Ungeimpften aus dem Einzelhandel und der Gastronomie neu bewerten. Auch die Notwendigkeit von Impf- und Genesenennachweisen für die Besuche von Veranstaltungen habe perspektivisch keine Berechtigung mehr.
„Auf jeden Fall kann man ohne gesundheitliche Risiken mehr Menschen in einem Stadion zulassen“, bekräftigte Gassen. „Infektionen an der frischen Luft sind denkbar, spielen aber mengenmäßig überhaupt keine Rolle.“
Lauterbach stellt Lockerungen vor Ostern in Aussicht
Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) hat unterdessen eine Lockerung der Corona-Maßnahmen noch vor Ostern in Aussicht gestellt. Voraussetzung dafür sei, daß Mitte Februar wie erwartet die Omikron-Welle ihren Höhepunkt erreiche.
Der SPD-Politiker sagte Bild TV, er könne sich vorstellen, daß auf der nächsten Ministerpräsidentenkonferenz am 16. Februar über Lockerungen debattiert werde. Ob es tatsächlich zu Lockerungen komme, „hängt davon ab, wie wir dann stehen“. Zuletzt hatten sich Bund und Länder darauf geeinigt, über Öffnungsperspektiven zu sprechen, wenn eine Überlastung des Gesundheitssystems ausgeschlossen werden könne. (zit)