Integration ist „Müll“, die AfD „Abschaum“, die FDP eine „Höckesau“, Kritikern schlägt er vor, die „Fresse zu halten“, und die Grüne-Jugend-Chefin Sarah-Lee Heinrich habe sich, wie er meint, für ihr Wort von der „ekligen, weißen Mehrheitsgesellschaft“ ganz sicher nicht zu entschuldigen.
— Mohamed Amjahid (@mamjahid) February 5, 2020
Falls man all das schulterzuckend für Pennälergepöbel aus dem Internet hält – weit gefehlt: Erlesene Gedankensplitter wie diese stammen aus der Meisterfeder Mohamed Amjahids, mit dem man sich von Spiegel, Zeit und Süddeutscher Zeitung bis zum Deutschlandfunk oder ARD-Presseclub schmückt. Er gehört zu der ständig wachsenden Riege migrantischer Publizisten, die unverhohlen Rassismus propagieren – dafür allerdings gefeiert und bejubelt werden: Amjahid etwa mit dem Henri-Nannen- oder dem Deutschen Reporterpreis oder als Fellow des Thomas-Mann-Hauses in Los Angeles.
Schuldige „Weißdeutsche“
Der Sohn marokkanischer Gastarbeiter kam 1988 in Frankfurt am Main zur Welt. Bereits 1995 kehrte die Familie in ihre nordafrikanische Heimat zurück. Doch 2007 zog es den queeren Abiturienten zurück nach Deutschland, wo er in Berlin Politikwissenschaft studierte und für die taz arbeitete.
Ähnlich wie sein erstes Buch von 2017 „Unter Weißen. Was es heißt, privilegiert zu sein“ (Hanser) ist auch sein 2021 erschienener Neuling „Der weiße Fleck. Anleitung zu antirassistischem Denken“ (Piper) in einem renommierten Verlag erschienen. Und wieder ist es eine Kampfansage an ein kollektives „weißes Subjekt“ – dabei jedoch erstaunlich sanft im Ton, inhaltlich aber polemisch, polarisiert es konsequent im Schwarzweißmodus: Da sind einerseits die Opfer, ausgebeutete Migranten und Farbige, die „in einer von Andersmachung, Rassismus und egoistischer Menschenfeindlichkeit geformten Gesellschaft“ diskriminiert werden. Und andererseits die durch NS- und Kolonialzeit schuldigen „Weißdeutschen“, die wie alle Weißen grundsätzlich privilegiert und rassistisch sind und ihrer Täterschaft per definitionem nicht entrinnen können.
„Übernahme Deutschlands“
Auch dann nicht, wenn sie Amjahids „fünfzig Regeln“ für eine antirassistische Lebensführung befolgen. Bestenfalls können besonders Gelehrige der garstigen „Kartoffeln“ so zu „Süßkartoffeln“ aufsteigen. Dieser Begriff ist nur ein Beispiel für die Vielzahl spöttischer und verächtlicher Bemerkungen, die er immer wieder in seine Ausführungen träufelt. Freundschaften mit Weißen sind übrigens ausgeschlossen, kategorisch fordert er eine klare Trennlinie. Moslems, die Kritik an der eigenen „Community“ üben, nennt er abfällig „Token“. Ein wokes Modewort für Alibipersonen, die sich angeblich den Weißen andienten.
Bei Erhalt seiner zweiten, der deutschen Staatsbürgerschaft 2020 stellte Amjahid fest: „Jetzt wird Deutschland mich und meine strukturelle Kritik nie wieder los. He he.“ Das wäre auch schade, denn mit seiner Eindeutigkeit steht er stellvertretend für viele migrantische Aktivisten, die ausdrücklich keine Integration wollen – was es der Gesellschaft eigentlich schwerer machen sollte, sich weiterhin Illusionen über diese hinzugeben. Die sollten ebenso platzen, wenn Amjahid durchblicken läßt, daß die von ihm ersehnte „freundliche Übernahme Deutschlands durch Nichtweiße“ in Wahrheit eher feindselig motiviert ist. 2020 etwa wünschte er sich unverblümt: „Daß GANZ AFRIKA nach Europa kommt … Das wäre sehr schön.“
JF 29/22