BONN. Deutschlandweit warten Menschen auf wichtige Briefe, die niemals ankommen. Der Ärger häuft sich. Allein im dritten Quartal haben sich 11.500 Kunden bei der Bundesnetzagentur beschwert – das sind in drei Monaten 56 Prozent der Beschwerden des bisherigen Jahres und deutlich mehr als 2021.
Besonders schlimm geht es in Berlin zu. In manchen Bezirken sei sogar seit sechs Wochen keine Post mehr angekommen. Ähnliche Probleme melden Kommunen in Bayern und Baden-Württemberg.
Post: Porto um 55 Prozent gestiegen
Die Probleme sind nicht völlig neu. Aber in diesem Ausmaß hat es das Chaos bisher nicht gegeben. Dabei ist das Porto so teuer wie nie. Seit 2013 hat es sich für einen normalen Brief um 30 auf jetzt 85 Cent erhöht – eine Steigerung um 55 Prozent.
Inzwischen bilden sich in den sozialen Netzwerken Betroffenen-Gruppen, die sich austauschen, was sie tun können. Auch die Post verschweigt die Katastrophe nicht mehr. Sprecher Alexander Edenhofer sagte: „Leider müssen wir Probleme, vor allem in der Briefzustellung, in manchen Regionen einräumen.“ Und er nennt erstmals die angebliche Ursache: „Grund sind deutlich höhere Personalausfälle aufgrund von Coronainfektionen.“
Das Unternehmen habe ein sogenanntes „Corona-Notfallkonzept“ erarbeitet. Demnach werde die Zustellung von einem auf zwei Tage gestreckt. (fh)