BREMEN. Es ist ein Schnappschuß, auf Twitter veröffentlicht, der in Bremen ein mittleres Erdbeben ausgelöst hat. Das Bild zeigt Tim Wiese in einer engagierten Diskussion auf offener Straße mit vier Männern, von denen drei Glatze tragen. Einer davon ist angeblich der Rocker und Türsteher Stefan Ahrlich. Er soll, so beschuldigt ihn ein Twitter-User, ein „Nazi“ sein.
Ob das stimmt, ist nicht zu überprüfen – genauso wenig wie die Tatsache, was die Männer besprechen. Auf den ersten Blick sieht das Gespräch eher konfrontativ aus. Für Werder Bremen, das auch AfD-Wähler aus dem Verein sowie gar dem Weserstadion ausschließen möchte und zuletzt auch die FPÖ als „Nazis“ beschimpfte, reicht das Bild, um mit Wiese zu brechen.
Tim Wiese, der sich klar gegen rechts positioniert, schlendert genüsslich mit Nazi Stefan Ahrlich über den Bremer Freimarkt. pic.twitter.com/F22bGbwVhW
— Raucher Atze (@n1chtG4nd1) October 16, 2022
Der Torhüter spielte von 2005 bis 2012 für Werder und wurde in 266 Pflichtspielen zu einer Bremer Vereinslegende. 2009 gewann er mit dem Klub den DFB-Pokal – den vorerst letzten Titel der Hanseaten.
Tim Wieses Kontaktschuld wiegt schwerer als Verdienste
Die Verdienste können aber nicht seine Kontaktschuld aufwiegen. „Am Wochenende waren in den sozialen Medien zum wiederholten Male Fotos des ehemaligen Nationalspielers aufgetaucht, die Kontakte in die rechte Szene nahelegen. Der SV Werder hat nach Prüfung der Bilder und des Sachverhalts auf dem Bremer Freimarkt entschieden, Konsequenzen zu ziehen“, schreibt der Verein auf seiner Webseite.
Der Präsident und bekennende Antifaschist Hubertus Hess-Grunewald verkündete: „Uns bleiben trotz seiner Aussagen Zweifel, daß Tim sich diesen Kreisen nicht zugehörig fühlt. Bei unserer Haltung, die wir bei Werder Bremen vertreten, darf es aber keine Zweifel geben. Wir sehen Tim Wiese den Fans und Werder Bremen gegenüber in der Verantwortung, diese Zweifel nachhaltig auszuräumen. Bis dahin werden wir von Einladungen zu offiziellen Veranstaltungen absehen und er wird nicht mehr für die Werder-Traditionsmannschaft auflaufen.“
Erst vor dreieinhalb Wochen hütete Wiese im Abschiedsspiel für eine andere Werder-Legende, den Peruaner Claudio Pizarro, das Tor. Nach seiner Fußballer-Karriere hatte sich Wiese im Wrestling versucht und damit für zahlreiche Schlagzeilen gesorgt. (fh)