BERLIN. Auch zehn Monate nach der Machtübernahme der Taliban in Afghanistan fliegt die Bundesregierung pro Monat Hunderte Afghanen nach Deutschland ein. Im Schnitt würden „etwa 200 Afghanen pro Woche allein aus Pakistan nach Deutschland gebracht“, äußerte das Auswärtige Amt auf Nachfrage der Zeitungen der Funke-Mediengruppe. Dabei handele es sich um von den neuen Machthabern Verfolgte und ehemalige Ortskräfte der Bundeswehr sowie deren Angehörige.
In den vergangenen Monaten haben deutsche Visastellen demnach „mehr als 18.000 Visa für Ortskräfte, besonders gefährdete Personen, die eine Aufnahmezusage seitens der Bundesregierung erhalten haben, und deren Familienangehörige“ ausgestellt. So sei seit Jahresbeginn innerhalb von zwei Monaten ungefähr 5.000 Menschen ohne Pässen bei ihrer Reise nach Deutschland geholfen worden.
Zehntausende Afghanen stellen Asylantrag
In den Nachbarländern Afghanistans warteten derzeit noch immer Tausende darauf, eine Einreiseerlaubnis zu erhalten. Laut Bundesregierung sind es allein im pakistanischen Islamabad 3.455 Personen und im indischen Delhi rund 1.500 Afghanen. Um die Anträge schneller zu bearbeiten, werde auf das aufwendige Verfahren zur Prüfung von Urkunden verzichtet.
Ende Februar hatte das Bundesinnenministerium verlautbaren lassen, daß zu Jahresbeginn rund 30.000 Afghanen in Deutschland auf die Bearbeitung ihrer Asylanträge warteten. Nachdem die westlichen Truppen im August 2021 das Land am Hindukusch verlassen hatten, war es zu einer Flüchtlingswelle gekommen. Deutschland ist eines der wichtigsten Zielländer für Afghanen. Zum 31. Dezember 2020 lebten mehr als 271.000 afghanische Staatsbürger im Land. Im vergangenen Jahr kamen Tausende weitere hinzu. Deutlich mehr als die Hälfte von ihnen ging keiner Erwerbstätigkeit nach, wie eine Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsförderung (IAB) der Bundesagentur für Arbeit mit Sitz in Nürnberg vom vergangenen Herbst ergab. (ag)