BERLIN. Der Vorsitzende der Deutsch-Ungarischen Gesellschaft, Gerhard Papke, hat eine massive Stimmungsmache gegen Ungarn bei der Fußball-Europameisterschaft beklagt. „In Ungarn können Homosexuelle sicher und in Frieden leben. Ihre eingetragenen Partnerschaften sind der Ehe weitgehend gleichgestellt. Und dennoch wird Ungarn in Deutschland mit einer herabwürdigenden Kampagne überzogen“, sagte Papke am Montag der JUNGEN FREIHEIT. Fakten interessierten dabei nicht.
„Das Gebot der Gastfreundschaft bei einem Fußballspiel auch nicht. Denn der Vorwurf der ‘Homophobie’ ist für viele bei uns in Wahrheit nur ein willkommenes Instrument, um diejenigen zu diffamieren, deren politische Haltung der eigenen Ideologie zuwiderläuft. Ähnlich erleben wir es ja mit dem Vorwurf des ‘Antisemitismus’. Ich beobachte diese Entwicklung mit großer Sorge. Denn sie zerstört die Meinungsvielfalt und ruiniert den demokratischen Diskurs.“
🇭🇺In #Ungarn gibt es für gleichgeschlechtliche Paare die „eingetragene Lebensgemeinschaft“, die weitgehend der Ehe entspricht. In #Qatar, dem Ort der #Fußball-WM, wird Homosexualität mit Gefängnis bestraft. Aber protestiert wird gegen die Ungarn, wenn sie als Gäste zu uns kommen?
— Gerhard Papke (@PapkeGerhard) June 20, 2021
Hintergrund sind unter anderem Forderungen, die Allianz-Arena in München am Mittwoch beim EM-Länderspiel Deutschland gegen Ungarn in den Regenbogenfarben erleuchten zu lassen. Dadurch solle ein Zeichen der Solidarität mit Homo- und Transsexuellen in Ungarn zum Ausdruck gebracht werden.
Die Münchner Stadtratsfraktionen von Grünen, SPD, CSU, FDP, Linkspartei und Freien Wählern appellierten deshalb an Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD), er solle sich an die Uefa wenden, und um die Genehmigung für die Regenbeleuchtung zu bitten. Es sei „der Landeshauptstadt München wichtig, ein sichtbares Zeichen der Solidarität mit der LGBTI-Community in Ungarn zu setzen, die unter der aktuell verschärften homo- und transphoben Gesetzgebung der Ungarischen Regierung zu leiden hat“, heißt es in dem gemeinsamen Antrag.
Lieber @DFB, in Ungarn soll "Werbung" für Homosexualität verboten werden. Am 23.06. spielt Deutschland gegen #Ungarn in München bei der #EURO2020. Ihr seid doch so für Diversität. Wie wär's: Eine Regenbogenflagge für jeden Fan im Stadion? Dann kriegt das auch Herr #Orbán mit.
— Georg Restle (@georgrestle) June 11, 2021
Offizielle sind politische Bekundungen und Zeichen nach den Regularien der Uefa bei Spielen der EM nicht gestattet. Für Reiter wäre eine Regebogen-Allianz-Arena aber ein „wichtiges Zeichen für Toleranz und Gleichstellung“.
Uefa erlaubt Regenbogen-Kapitänsbinde
Das ungarische Parlament hatte vor kurzem ein Gesetz beschlossen, das Kinder vor Pädophilie schützen soll. Dieses enthält aber auch ein Werbeverbot für Homosexualität sowie für Geschlechtsumwandlungen bei Minderjährigen. Kritiker monieren, durch das Gesetz dürfe an Schulen auch nicht mehr über Homosexualität aufgeklärt werden.
Es ist durchaus denkbar, daß die Uefa das Anliegen der Stadt München gestattet. Darauf deutet zumindest eine Entscheidung des Fußballverbands im Fall der deutschen Nationalmannschaft hin. Deren Trowart Manuel Neuer trägt derzeit bei Spielen die Kapitänsbinde in den Regenbogenfarben.
Wie am Wochenende bekannt geworden war, hatte die Uefa deshalb Ermittlungen gegen die DFB-Elf eingeleitet, da die Kapitänsbinde in den Farben der Homosexuellenbewegung als mögliches politisches Zeichen gewertet werden könnte.
Die UEFA hat die Überprüfung der von @Manuel_Neuer getragenen Kapitänsbinde am Sonntagabend per Mitteilung an den DFB eingestellt.
In dem Schreiben wird die Regenbogenbinde als Zeichen der Mannschaft für Vielfalt und damit für „good cause“ bewertet. #EURO2020 #GER pic.twitter.com/5DfgAHI2nU— Die Mannschaft (@DFB_Team) June 20, 2021
Wie der DFB jedoch am Sonntag abend auf Twitter mitteilte, habe die Uefa die Ermittlungen bereits wieder eingestellt. Die Regenbogenbinde werde als Zeichen der Mannschaft für Vielfalt und damit für „good cause“ bewertet. (krk)