BERLIN. Der Vorsitzende des Hausärzteverbandes, Ulrich Weigeldt, hat der Politik vorgeworfen, Druck auf die Ständige Impfkommission (Stiko) ausgeübt zu haben. Der Verband habe immer betont, die Wissenschaft entscheide, „wann ausreichende Erkenntnisse vorliegen, um Jugendlichen ein Impfangebot zu machen. Dazu hätte es keines Drängens von Politikseite aus bedurft“, sagte Weigeldt der Funke Mediengruppe.
Gleichzeitig versicherte er, die Arztpraxen seinen auf eine mögliche steigende Impf-Nachfrage vorbereitet: „Für impfwillige Jugendliche stehen auch bei steigender Nachfrage die Kinder- und Hausarztpraxen bereit.“
Die Stiko hatte am Montag betont, sie arbeite „unabhängig“ und erarbeite ihre Empfehlungen „ausschließlich auf der Basis der verfügbaren wissenschaftlichen Evidenz“. Zuvor hatte die Stiko ihre Impfempfehlung für Kinder und Jugendliche geändert. Demnach rät sie allen Zwölf- bis Siebzehnjährigen nun ebenfalls zu einer Impfung. Als Grund gab die Stiko neue Daten aus den USA an.
Spahn erfreut über Kursänderung
Der Vorsitzende der Stiko, Thomas Mertens, hatte sich in Vergangenheit bereits kritisch zum politischen Druck geäußert, dem die Kommission in Sachen Impfung ausgesetzt sei: „Es gehört zur ständigen Aufgabe der Stiko, Empfehlungen zu überprüfen, nicht nur bei Corona, es bedarf dazu keiner Aufforderung von Politikern.“
Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) zeigte sich auf Twitter erfreut über die Entscheidung der Stiko.
Die Ständige Impfkommission #STIKO aktualisiert ihre COVID-19-Impfempfehlung und spricht eine #Impfempfehlung auch für alle 12- bis 17-Jährigen aus. @jensspahn begrüßt die Entscheidung der Impfkommission: pic.twitter.com/pLADDin0PW
— BMG (@BMG_Bund) August 16, 2021
Auch SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach schrieb, die Entwicklung sei „sehr zu begrüßen“. (jz)