HAMBURG. Wenige Wochen nach dem Skandal um eine polizeifeindliche Kolumne der taz-Autorin Hengameh Yaghoobifarah hat die Publizistin Mely Kiyak mit einem weiteren Anti-Polizisten-Text nachgelegt. In ihrer aktuellen Kolumne in der Zeit beschuldigt die kurdischstämmige Journalistin die Polizei in Deutschland des Rassismus und bezeichnet diese als „ressentimentgesteuertes, bewaffnetes Sicherheitsrisiko“.
Anlaß ist die Diskussion um die Ermittlungen der Stuttgarter Polizei nach den schweren Ausschreitungen Ende Juni. Dabei war bekannt geworden, daß die Beamten bei einzelnen Tatverdächtigen die Nationalität der Eltern abfragen, um zu prüfen, ob es einen Migrationshintergrund gibt.
„Rassistische Polizeimethode“
Für Kiyak ist dies eine „zutiefst verabscheuungswürdige und rassistische Polizeimethode“. Sie bedauerte es, daß die Grünen sich von ihrem Stuttgarter Stadtratsabgeordneten Marcel Roth distanziert hätten, der die Vorgehensweise der Polizei als „Stammbaumforschung“ kritisiert hatte. Ebenso bedauerte sie es, daß die Öffentlichkeit nicht der SPD-Chefin Sakskia Esken beigestanden habe, als diese der Polizei einen „latenten Rassismus“ bescheinigte.
„Deutsche Polizisten haben dutzendfach nachgewiesen, ein eigenes Verständnis von Rechtsstaatlichkeit zu besitzen. Da kann jemand noch so sehr mit dem deutschen Paß wedeln: Wenn der Polizist findet, er habe es mit einem Ausländer zu tun, dann ist das eben so“, beklagte die Autorin.
Wunsch nach neuer Polizei
Die gesamte Polizei und die Sicherheitsarchitektur in Deutschland müsse daher verändert werden. „Dieses Land hat eine bessere Polizei verdient. Eine Polizei, die wieder für das steht, was sie sein sollte: ein Apparat mit den besten und klügsten Beamten und Beamtinnen und kein Dumpfbackenhaufen, dem man dabei zusehen kann, wie er sich radikalisiert.“
Kiyak hatte in der Vergangenheit unter anderem damit für Aufsehen gesorgt, daß sie den früheren Berliner Finanzsenator Thilo Sarrazin in einer Kolumne als „lispelnde, stotternde, zuckende Menschenkarikatur“ beschimpft hatte. (krk)