BERLIN. Der Vorsitzende des Zentralrats der Muslime, Aiman Mazyek, hat den Anschlag auf eine Synagoge in Halle auch als Angriff auf Moslems gewertet. Zwar sei es ein antisemitisches Attentat gewesen. „Gleichsam sind wir alle als Muslime getroffen“, sagte Mazyek dem Redaktionsnetzwerk Deutschland. „Für solche Täter macht es keinen Unterschied, ob sie Juden oder Muslime treffen. Solche Täter sind in ihrem Haß nur auf maximale Wirkung und Schaden aus.“ Er verwies auf drei Angriffe auf eine Moschee in der sachsen-anhaltinischen Stadt.
Die Stimmung unter den Moslems in Deutschland sei sehr schlecht, betonte Mazyek. Wie die meisten Bürger auch seien sie durch jegliche Anschläge verunsichert. „Dazu kommt jedoch, daß wir – wie die Juden – einer Minderheit angehören. Jeder rassistische Übergriff und die Reaktionen darauf seitens der Politik und des Staates werden deshalb sehr aufmerksam beobachtet.“
Moslems fühlten sich nicht ausreichend geschützt
Moslems fühlten sich nicht ausreichend geschützt. Der Zentralrat der Muslime habe immer wieder darauf hingewiesen, daß der Schutz von Moscheen und moslemischen Einrichtungen erhöht werden müsse. Zwar werde die Moschee in Halle als einzige in Deutschland sieben Tage die Woche rund um die Uhr bewacht. „Jedoch passieren weiter fast wöchentlich Angriffe auf Moscheen, wo beispielsweise Schweineköpfe abgelegt, die mit Hakenkreuzen beschmiert oder wo Fenster und Türen eingeschlagen werden.“
Am heutigen Dienstag begann in Magdeburg der Prozeß gegen den mutmaßlichen Täter von Halle, Stephan B. Ihm wird vorgeworfen, am 9. Oktober 2019, am höchsten jüdischen Feiertag, einen Anschlag auf die Synagoge in Halle geplant zu haben. Dem 28jährigen gelang es jedoch nicht, die Tür zur Synagoge zu öffnen. Daraufhin feuerte auf die Passantin Jana L. und den Handwerker Kevin S., der sich in einem Dönerimbiß befand, und tötete sie. Seine Taten filmte der Täter mit einer Helmkamera und übertrug sie live im Internet. (ls)