STUTTGART. Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) hat Vorgaben für eine gendergerechte Sprache eine Absage erteilt. Zwar solle niemand durch Sprache verletzt werden, sagte Kretschmann am Sonntag der Nachrichtenagentur dpa. „Aber jeder soll noch so reden können, wie ihm der Schnabel gewachsen ist. Von diesem ganzen überspannten Sprachgehabe halte ich nichts.“ Er wolle sich den Mund nicht von „Sprachpolizisten“ verbieten lassen.
Es falle ihm nicht leicht, immer auch die weibliche Form zu nennen, beispielsweise wenn er von Polizisten und Polizistinnen spreche. „Mit der Verwechslung von Genus und Sexus kann ich gar nichts anfangen, beuge mich aber zu einem gewissen Grad diesem Trend.“ Genus bezeichnet das grammatische Geschlecht, Sexus das biologische.
Befürworter von einer angeblich geschlechtergerechten Sprache fordern immer wieder, grammatisch männliche Formen wie „Zuschauer“ nur für auch biologisch männliche Zuschauer zu verwenden. Sprachschützer weisen hingegen darauf hin, daß zwischen dem grammatischen und dem natürlichen Geschlecht kein Zusammenhang bestehe.
Städte und Land Sachsen beschließen Gender-Sprech
Zuletzt hatten Beschlüsse von Städten, künftig nur noch gendergerechte Formulierungen zu verwenden, für Schlagzeilen gesorgt. Das Land Sachsen kündigte an, eine solche Sprache in Gesetzestexten einzuführen.
Im Zusammenhang mit den „Black Lives Matter“-Protesten warnte der Grünen-Politiker vor einem Sturm gegen Denkmäler. „Ich bin ein ganz strikter Gegner von diesem Jakobinismus. Wir können die Geschichte nicht rückwärts bereinigen.“ Selbst der Philosoph Immanuel Kant sei etwa in seinem Frauenbild zu sehr ein Kind seiner Zeit gewesen. „Das sollten wir diesen großen Geistern nicht zum Vorwurf machen. Das finde ich unsinnig und arrogant. Wir wissen seit der Französischen Revolution, wohin der Tugendterror führt – zu nichts Gutem.“ (ls)