BERLIN. Linkspartei und Grüne haben der Bundesregierung ein veraltetes Familien- und Gesellschaftsbild vorgeworfen. Anlaß sind die Corona-Kontaktbeschränkungen an den Weihnachtstagen. Diese seien nur darauf ausgelegt, daß sich Verwandte treffen könnten, beanstandeten die Sprecher der Bundesarbeitsgemeinschaft „Linke.queer“, Jenny Luca Renner und Frank Laubenburg.
„Für Millionen von Menschen in der Bundesrepublik sind Wahlverwandtschaften und die Beziehung zu Freunden und Freundinnen ihr engster Kreis, nicht Familienangehörige“, bemängelten die beiden. Ein Rückfall in die „muffigen 1950er Jahre“ stelle keinen Schutz vor dem Coronavirus dar.
Linkspartei appelliert an Landesregierungen
Den Regeln zufolge dürften sich drei befreundete Einzelpersonen nicht an Weihnachten treffen, fünf miteinander Verwandte hingegen schon. Sie erwarteten von den einzelnen Landesregierungen, auf diese vermeintliche Diskriminierung von Lebensweisen zu verzichten, führten die Chefs der Linkspartei-Organisation für sexuelle Vielfalt aus.
Ausgangssperren ermöglichten Polizeibeamten willkürlich zu entscheiden, wer einen plausiblen Grund habe, seine Wohnung zu verlassen. „Racial profiling und Queerfeindlichkeit sind wohlbekannt und dann erst recht zu befürchten“, mahnten Renner und Laubenburg.
Familienregelung der Regierung sei „völkisch“
Die Kontaktbeschränkungen seien „völlig vorbei“ an vielen Lebensrealitäten in Deutschland, kritisierte auch die Bundesarbeitsgemeinschaft „QueerGrün“. „Entscheidungsträger sollten für mehr als nur klassische Familien Politik machen. Denn es ist nicht mehr 1950. Unsere Gesellschaft hat sich gewandelt“, schrieb die Organisation der Grünen auf Facebook.
Wenn Regelungen völlig vorbei sind an queeren Lebensrealitäten, dann muss eben noch einmal nachgebessert werden….
Gepostet von QueerGrün am Montag, 14. Dezember 2020
Wer Familie sei, bestimmte nicht die Regierung, bemängelte der Autor Dirk Ludigs, der unter anderem für den Tagesspiegel schreibt. Die Kontakt-Regeln zur Weihnachtszeit von „Blutlinien abhängig zu machen“ sei ein so „völkischer und zivilisatorischer Rückfall“, daß ziviler Ungehorsam geboten sei.
Die #Weihnacht-Erleichterung abhängig machen von Blutlinien ist so völkisch und zivilisatorischer Rückfall, dass man als #Queer Aktivist zu zivilem Ungehorsam aufrufen muss! Haltet euch an die Kontakt-Zahl, aber wer Familie ist, bestimmt keine Regierung! #COVID #lockdown
— Dirk Ludigs (@dirkludigs) December 13, 2020
(zit)