BERLIN. Der frühere Bundespräsident Christan Wulff hat Deutschland ein gravierendes Rassismusproblem bescheinigt. Er sei fest davon überzeugt, „daß sich Deutschland ehrlich machen und einsehen muß, welche gravierenden Defizite weiterhin bestehen und wie Menschen in unserer Gesellschaft immer noch ausgegrenzt werden“, sagte Wulff in der Neuen Osnabrücker Zeitung.
Die durch die „Black Lives Matter“-Proteste ausgelöste Diskussion um Rassismus kratze bislang immer noch nur an der Oberfläche. Es müsse ein schonungsloser und offener Diskurs in der Gesellschaft um Ausgrenzung und Diskriminierung stattfinden, forderte Wulff. Hier gebe es immer noch eklatante Defizite.
„Vielfalt ist ein Gewinn“
Jede Einzelne müsse sich immer wieder verdeutlichen, „daß es nicht nur normal, sondern ein echter Gewinn ist, daß in unserem Land Menschen unterschiedlicher Herkunft, Religion und Orientierung gut auf dem Boden unseres Grundgesetzes zusammenleben“. Diese Vielfalt sei ein Gewinn und kein Problem. Zwar sei Vielfalt manchmal auch nicht einfach, aber das Gegenteil sei Einfalt. „Und wer will schon einfältig sein?“, fragte der Altbundespräsident.
Es gebe in Deutschland Gruppierungen, die die Angst vor allem Fremden und Anderem schürten und damit den offenen Diskurs verhinderten. „Diesen Ideen, die voll von Ressentiments und Rassismus sind, müssen wir entschieden entgegentreten und sie in die Schranken weisen“, mahnte Wulff.
Erst vor einem Jahr hatte der einstige CDU-Politiker den massenhaften Zuzug von Asylbewerbern nach Deutschland als „Glücksfall der deutschen Geschichte“ bezeichnet. Bereits in seiner Antrittsrede im Juli 2010 hatte er von der „bunten Republik Deutschland“ geschwärmt. Einige Monate später sorgte Wulff anläßlich des Tags der Deutschen Einheit mit der Aussage „Der Islam gehört zu Deutschland“ für eine heftige Diskussion. (krk)