STUTTGART. Der Chef des baden-württembergischen Landeskriminalamts, Ralf Michelfelder, hat sich dafür ausgesprochen, Züge, die mit Graffitis beschmiert sind, vorerst aus dem Verkehr zu ziehen. Man dürfe den Sprayern keine Erfolgserlebnisse gönnen, sagte Michelfelder der Nachrichtenagentur dpa. Stattdessen sollten die betroffenen Züge auf Abstellgleise gebracht und gereinigt werden.
„Mein Ansatz ist es immer noch, keine Trophäe fahren zu lassen“, erläuterte der LKA-Chef. „Die Sprayer sollen nicht stolz sagen dürfen: ‘Diesen Zug da habe ich angemalt.’“ Den Sprühern gehe es darum, sich zu profilieren. Das sei der Sinn von Graffitis. „Deshalb sollte man den Zug stehen lassen, reinigen und dann erst wieder einsetzen.“ So könne man den Sprayern ihr Erfolgserlebnis nehmen. „Wenn’s keiner sieht, was hat’s dann gebracht?“
Bahn bestätigt die Einschätzung
Michelfelder hatte bereits vor drei Jahren dazu aufgerufen, Graffiti-Sprayern den Kampf anzusagen. Anlaß war ein starker Anstieg der Schmierereien in Stuttgart und der Region. „Wir stellen eine zunehmende Verwahrlosung im öffentlichen Raum fest“, warnte er in der Bild-Zeitung. Zu alten Graffitis kämen neue hinzu. Damit werde eine Abwärtsspirale in Gang gesetzt, wodurch ganze Stadtteile verlotterten. „Die Leute haben Angst, daß öffentliche Räume okkupiert werden.“
Die Bahn bestätigte Michelfelders Einschätzung. „Der Ruhm der Sprayer entsteht dadurch, daß Züge mit dem gesprayten ‘Kunstwerk’ quer durchs Land fahren“, teilte der Konzern dpa mit. Die meisten Sprayer verlören hingegen die Lust, wenn ihr „Kunstwerk“ schnell wieder verschwinde. Dann suchten sie sich andere Flächen, wo ihr Werk länger zu sehen sei. (krk)