BERLIN. Die Rechtsanwältin und Islamkritikerin Seyran Ates hat vor falscher Toleranz gegenüber den moslemischen Fastenbräuchen in der Schule gewarnt. „Es kann nicht sein, daß eine Religionsgemeinschaft auf das Schulwesen so einen Einfluß gewinnt, daß der Unterricht nicht mehr richtig stattfinden kann“, sagte sie dem Fernsehsender n-tv.
Hintergrund ist der Beginn des moslemischen Fastenmonats Ramadan am vergangenen Sonntag. In dieser Zeit sind Moslems dazu angehalten, zwischen Sonnenauf- und Sonnenuntergang keine Nahrung zu sich zu nehmen.
„Es passiert haufig, daß Kinder in der Schule zusammenbrechen, weil sie den ganzen Tag nichts getrunken haben“, äußerte Ates. Schüler setzten sich gegenseitig unter Druck, besonders streng zu fasten. Anderenfalls würden sie als schlechte Moslems gelten oder als „Deutsche“ beschimpft.
Schulen verschieben Prüfungen wegen Ramadan
Manche Schulen würden Tests und Prüfungen auf die Zeit nach dem Fastenmonat verschieben, kritisierte die Juristin. Lehrern riet sie, dem Islam nicht soviel Platz einzuräumen. Die Schüler sollten sich vielmehr mit ihrer Frömmigkeit zurückhalten. In dem Zusammenhang kritisierte Ates auch die türkische Religionsbehörde Ditib. Die Organisation verlange ausdrücklich von Moslems die Allgemeinbildung zugunsten der Frömmigkeit zu vernachlässigen.
Die Gründerin einer liberalen Moscheegemeinde forderte dazu auf, die Säkularität selbstbewußt zu verteidigen. „Ich finde, es ist schon tragisch genug, daß sich hier in Deutschland alle dauernd mit dem Islam beschäftigen müssen. Es wird einem ja regelrecht aufgedrängt.“ Jeder müsse inzwischen Islamkenner sein. Es werde erwartet, daß jedermann über die Feiertage und über die Praktiken Bescheid wisse und dem Islam Respekt zolle. (ag)