Sie gelten wahlweise als „Putin-Rocker“ oder als russische Nationalisten: die Nachtwölfe. Größere Bekanntheit erlangte die Rockertruppe 2015, als sie anläßlich des 70. Jahrestags der Kapitulation der Wehrmacht eine Motorradfahrt nach Berlin zum „Tag des Sieges“ veranstaltete. Auswärtiges Amt und Innenministerium erwogen zeitweise, den Nachtwölfen die Einreise zu verbieten. Die Bundesregierung vertrat die Ansicht, daß die Organisation keinen Beitrag zur „Stärkung der deutsch-russischen Beziehungen leisten“ könne.
Einer, der das offenbar anders sieht – oder zumindest sah – ist Stephan Kramer. Der frühere Generalsekretär beim Zentralrat der Juden in Deutschland ließ sich 2015 nicht vom zweifelhaften Ruf der Nachtwölfe abschrecken und legte gemeinsam mit den Rockern am 9. Mai am Sowjetischen Ehrenmahl bei den Seelower Höhen in Brandenburg einen Kranz nieder.
Fotos zeigen Kramer in Kutte und Jeans neben Rockern von „Wolfpack Germany“, einem Nachfolger des Deutschlandablegers der Nachtwölfe. Die stämmigen Biker haben ihre Kutten mit dem Georgsbändchen geschmückt, dem Zeichen für den sowjetischen Sieg über Deutschland. Ein halbes Jahr nach dem Treffen wurde Kramer Verfassungsschutzchef in Thüringen.
Kramer bestätigt Echtheit der Fotos
Veröffentlicht haben die Fotos die Wolfpack-Rocker auf Facebook – und zwar bereits im Mai 2015. Doch blieben die Bilder bis vor kurzem unbeachtet, auch weil Kramer auf ihnen erst auf den zweiten Blick zu erkennen ist. Vor einigen Tagen wurden sie allerdings von Unbekannten auf dem linksextremen Internetportal Indymedia unter dem Titel „Nachtwölfe, Bachmann, Elsässer und der Verfassungsschutz“ veröffentlich. Süffisant wird dabei auch darauf hingewiesen, daß sich die Nachtwölfe vor der Kranzniederlegung auch mit Pegida-Chef Lutz Bachmann trafen und dafür von Compact-Chefredakteur Jürgen Elsässer gefeiert wurden.
Gegenüber der Welt bestätigte Kramer nun die Echtheit der Bilder. Gleichzeitig betont er aber: „Ich hatte und habe zu keinem Zeitpunkt – über den Akt der bloßen Kranzniederlegung hinaus – Kontakte zu den ‘Nightwolves’. Auch nicht zur Neuen Rechten.“ Zudem habe er an der Kranzniederlegung nicht als Anhänger der Nachtwölfe teilgenommen, sondern als Mitglied des Motorradvereins „Euro-Biker e.V.“, der sich um die Völkerverständigung bemühe.
Das Thüringer Innenministerium sieht den Fall gelassen. Ein Sprecher sagte der Zeitung, dienstrechtliche Konsequenzen ergäben sich derzeit aus der Angelegenheit nicht.