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Feierstunde in KZ-Gedenkstätte Dachau: Zentralratspräsident beklagt moslemischen Judenhaß

Feierstunde in KZ-Gedenkstätte Dachau: Zentralratspräsident beklagt moslemischen Judenhaß

Feierstunde in KZ-Gedenkstätte Dachau: Zentralratspräsident beklagt moslemischen Judenhaß

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Josef Schuster, Vorsitzender des Zentralrates der Juden in Deutschland (l), und Charlotte Knobloch, Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern: Sehr späte Aufmerksamkeit Foto: dpa
Feierstunde in KZ-Gedenkstätte Dachau
 

Zentralratspräsident beklagt moslemischen Judenhaß

Während einer Gedenkfeier zum 73. Jahrestag der Befreiung des Konzentrationslagers Dachau hat der Präsident des Zentralrats der Juden, Josef Schuster, den Antisemitismus unter Moslems in Deutschland beklagt. Es liege ihm fern, Moslems generell zu verurteilen. „Es nützt aber nichts, die Augen davor zu verschließen, daß es bei einigen Muslimen ausgeprägten Antisemitismus gibt.“
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DACHAU. Der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Josef Schuster, hat die Bevölkerung aufgefordert, sich im Alltag gegen Antisemitismus zu engagieren. Die Mehrheit der Deutschen denke nicht antisemitisch, unterstrich Schuster in der Gedenkstätte des früheren NS-Konzentrationslagers Dachau anläßlich der Befreiung des KZs durch US-Truppen heute vor 73 Jahren. Deutschland sei noch immer ein Land, in dem Juden gut leben könnten. Dennoch sei die Gesellschaft 73 Jahre nach dem Holocaust erneut herausgefordert, Antisemitismus zu bekämpfen.

Während der Gedenkfeier beklagte Schuster den Antisemitismus unter Moslems in Deutschland. Es liege ihm fern, Moslems generell zu verurteilen, so der Zentralratspräsident. „Es nützt aber nichts, die Augen davor zu verschließen, daß es bei einigen Muslimen ausgeprägten Antisemitismus gibt.“ Dieser werde von Eltern und teilweise auch Imamen so weitergegeben. Ein übriges täten arabische Fernsehsender und das Internet.

Mängel in der Polizeilichen Kriminalstatistik

In seiner Rede schlug der seit November 2014 amtierende Schuster erneut vor, ein bundesweites Meldesystem für antisemitische Vorfälle einzurichten und kritisierte dabei die polizeiliche Praxis, Straftaten mit antisemitischem Hintergrund, zu denen kein Täter ermittelt werden kann, automatisch dem rechten Spektrum zuzuordnen. Die dabei entstehende Zahl von 90 Prozent aller entsprechenden Taten, für die angeblich Rechtsextremisten verantwortlich seien, stimme „mit den Erfahrungen“ von Juden „nicht überein“.

Deswegen könne ein Meldesystem, das niedrigschwellig auch Vorfälle unterhalb der Strafbarkeit aufnehme, ein Gesamtbild der Situation von Juden in Deutschland bieten. Es seien valide Daten nötig, damit die Mehrheitsgesellschaft das Problem überhaupt ernst nehme.

Gleichgültigkeit und Tatenarmut trotz Warnungen 

Auch die Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern, Charlotte Knobloch, beklagte, daß die gegenwärtige Aufmerksamkeit für den massiv erstarkten Antisemitismus in Deutschland sehr spät komme. „Ich habe nicht gedacht, daß man nach der Schoa zulassen würde, daß Antisemitismus wieder zu einer bedrohlichen Gefahr für das jüdische Leben hierzulande werden würde. Ich habe mich getäuscht.“ Jahrzehntelang sei mit Gleichgültigkeit und Tatenarmut über die Warnungen der jüdischen Gemeinschaft hinweggegangen worden.

Das Konzentrationslager Dachau wurde am 29. April 1945 durch Soldaten der 7. US-Armee befreit. In Dachau und den zugehörigen Außenlagern waren zwischen 1933 und 1945 mindestens 200.000 Menschen eingesperrt, mehr als 41.000 wurden von der SS ermordet oder kamen um. (ru)

Josef Schuster, Vorsitzender des Zentralrates der Juden in Deutschland (l), und Charlotte Knobloch, Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern: Sehr späte Aufmerksamkeit Foto: dpa
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