Bei einem Unfall entscheiden oft die ersten Minuten über die Folgen für die Betroffenen. Die richtige Einschätzung der Situation, gesicherte Sauerstoffversorgung, Schockbehandlung oder Druckverband können Leben retten und irreparable Spätfolgen verhindern.
Das gilt nicht nur im Straßenverkehr, sondern auch im Büro. Ein Kollege erleidet plötzlich einen Schlaganfall oder allergischen Schock. Wie nun reagieren? Was tun, bis der Notarzt eintrifft? Wie ging das nochmal mit der stabilen Seitenlage, wie waren die Symptome eines Herzinfarkts?
Um genau solche Unsicherheiten zu vermeiden und Mitarbeiter in Betrieben und Unternehmen in den notwendigen Maßnahmen zu schulen, bieten Organisationen wie das Rote Kreuz oder der Arbeiter-Samariter-Bund (ASB) Erste-Hilfe-Kurse an. Ziel ist die Ausbildung zum Ersthelfer. „Helfen können kann man lernen“, schreibt der ASB deshalb auf seiner Internetseite. „Erste-Hilfe-Kurse des Arbeiter-Samariter-Bundes können Leben retten und auf jeden Fall aber Unfallfolgen abmildern.“
„Politisch und konfessionell ungebunden“
Doch genau diese Kompetenz will die Hilfs- und Wohlfahrtsorganisation nicht jedem zu Teil werden lassen. Zwar bezeichnet sich der ASB selbst als „politisch und konfessionell ungebunden“, doch in Anspruch nehmen darf seine Dienste und Angebote offenbar nicht jeder.
Diese Erfahrung mußte nun zumindest die AfD im Bundestag machen. Die Fraktion hatte für einige ihrer Mitarbeiter Ende Juni mehrerer Erste-Hilfe-Kurse beim Regionalverband Berlin-Nordwest des Arbeiter-Samariter-Bunds gebucht. Ein ganz normaler Vorgang, eigentlich. Rund 40 Personen sollten geschult werden, darunter auch zwei Bundestagsabgeordnete. Die Termine waren bereits vereinbart und bestätigt. Drei Stück an der Zahl. Einer Ende Oktober und zwei Mitte November. Stattfinden sollten sie im Bundestag.
Positionen der AfD nicht mit Werten des ASB vereinbar
Rede vor der #asb_de Bundeskonferenz, die mich erneut zum Bundesvositzenden gewählt hat:
„Wir gehören keiner Partei an.Unsere Mitglieder kommen aus allen demokratischen Parteien und alle sind als Verbündete willkommen. Die #AfD gehört ausdrücklich nicht dazu.“ #gegenrechts pic.twitter.com/SZUoFuxAiG— Knut Fleckenstein (@knufleckenstein) 22. Oktober 2018
Doch am Donnerstag erhielt die Fraktion eine E-Mail vom ASB, in der ihr mitgeteilt wurde, daß der Verband seine Zusagen für die Kurse zurückziehen müsse – wegen der politische Positionierung der AfD. Wörtlich heißt es in der Mail, die der JF vorliegt: „Aufgrund der Positionierung des Arbeiter-Samariter-Bundes auf seiner 20. Bundeskonferenz am letzten Wochenende in Warnemünde und der daraus resultierenden Anweisung unserer Geschäftsführung müssen wir Ihnen nunmehr mitteilen, daß wir die durch Sie gebuchten Erste-Hilfe-Kurse hiermit absagen.“
Der im Amt bestätigte Bundesvorsitzende – der SPD-Euorpaabgeordnete Knut Fleckenstein – habe zum Ausdruck gebracht, „daß aus seiner Sicht die Positionen der AfD mit den Werten, die der ASB seit seinem Bestehen vertritt und die zudem in seiner Satzung verankert sind, nicht vereinbar sind“. Dem hätten sich alle Mitglieder des Bundesverbandes sowie alle Delegierten der Landes- und Regionalgliederungen angeschlossen. (krk)