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Ruhrgebiet: Der Kampf einer Essener Mutter um einen Kita-Platz

Ruhrgebiet: Der Kampf einer Essener Mutter um einen Kita-Platz

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Erst ein Rechtsstreit brachte einer Essener Mutter den ersehnten Kita-Platz für den Sohn (Symbolbild) Foto: picture alliance/imageBROKER
Ruhrgebiet
 

Der Kampf einer Essener Mutter um einen Kita-Platz

In einem Facebook-Video beklagt eine junge Mutter aus Essen die Schwierigkeiten bei der Suche nach einem Kita-Platz. Sie kritisiert auch die mangelnden Sprachkenntnisse der mehrheitlich nichtdeutschen Kinder in der Einrichtung. Seitdem sieht sich die Frau mit Beleidigungen und Drohungen konfrontiert.
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ESSEN. Leen K. ist entsetzt. Auf ihrem Facebook-Profil ist in der Kommentarspalte eine heftige Diskussion entbrannt. Vor einer Woche hat sie in einem Video ihrem Ärger über die schwierige Suche nach einem Kita-Platz für ihren Sohn und die gescheiterte Integration in einer solchen Einrichtung Luft gemacht. Seitdem tobt ein heftiger Streit auf dem Profil der jungen Mutter. Es gab sogar Drohungen gegen sie, wie die junge Frau der JUNGEN FREIHEIT berichtet.

Mit ihrem rund vierminütigen Video hat Leen K. jedenfalls einen Nerv getroffen. Es wurde auf Facebook innerhalb einer Woche über 56.000 Mal geteilt und 1,8 Millionen Mal aufgerufen. In den über 6.000 Kommentaren konzentriert sich die aktuelle Debatte um Integration, Kita-Plätze und auch die Asylpolitik. Der Ton ist polemisch.

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Die heftigen Reaktionen haben sie völlig überrascht, berichtet sie entsetzt. Mit den extremen Aussagen von links und rechts, die sich in der Kommentarspalte finden, wolle sie nichts zu tun haben. „Die Kinder sind mir wichtig und deren Integration“, betont sie während des Gespräches mehrmals.

Erst eine Klage brachte den ersehnten Kita-Platz

Doch was genau war der Anlaß für die junge Frau, sich öffentlich zu äußern? Es ist ihr in dem vierminütigen Video anzumerken, wie verärgert sie über die aufwendige und mühselige Suche nach dem Kita-Platz ist. Dabei habe sie sich bereits kurz nach der Geburt ihres Sohnes um einen Kita-Platz bemüht. Doch auf die insgesamt sieben Bewerbungen seien nur Absagen im Briefkasten gelandet. Schließlich sei ihr nur der Gang zu einer Rechtsanwältin geblieben. Mit ihrer Hilfe habe sie erfolgreich beim Verwaltungsgericht Gelsenkirchen einen Platz für ihr Kind erstritten.

„Kita-Plätze sind natürlich knapp“, weiß die Mutter aus dem Ruhrgebiet. Umso erstaunter sei sie gewesen, als sie von anderen Eltern hörte, wie leicht diese ohne juristische Schritte Plätze für ihren Nachwuchs bekommen hätten.

23 von 25 Kindern haben Migrationshintergrund

Die nächste negative Überraschung war die Zusammensetzung der Kita-Gruppe. Von den 25 Kindern haben 23 einen Migrationshintergrund. Die Kinder kommen laut Aussage der Kita-Leitung aus aller Herren Länder.

Leen K. hätte ohne einen Platz für ihren kleinen Jungen ihren Beruf aufgeben müssen. Als sie hörte, wie leicht Migranten einen Kita-Platz erhalten hätten, habe sich ihr der Verdacht aufgedrängt, die Behörden bevorzugten Migranten bei der Platzvergabe. „Bei den zuständigen Stellen geht Integration vor Existenz“, lautet daher K.s Vorwurf.

Das Essener Jugendamt bestreitet das. Es finde keine Bevorzugung ausländischstämmiger Kinder statt. Aber letztlich liege die Entscheidung der Aufnahme bei dem jeweiligen Kita-Träger, sagte Ulrich Engelen vom zuständigen Jugendamt Sat1 NRW.

Mangelnde Deutschkenntnisse führen zu Problemen

Die mangelnden Deutschkenntnisse der Kleinen führten zu den nächsten Problemen, wie Leen K. beklagt. „Mein Sohn versteht die anderen Kinder nicht, findet keinen Anschluß. Ist das Integration, daß andere Kinder sich nicht anpassen müssen, weil sie sich untereinander verstehen?“

Die junge Mutter aus dem Ruhrgebiet findet, es wäre besser gewesen, die Kita-Gruppen hinsichtlich der Herkunft stärker zu mischen. Denn, so ist sie sich sicher, wenn mehr deutschsprachige Kinder in einer Gruppe seien, profitierten auch die anderen Kinder sprachlich davon.

Zukunft der „Notgruppe“ ist unklar

Für die beiden Erzieher der Gruppe ihres Sohnes sei die Situation ebenfalls eine große Herausforderung. „In deren Haut möchte ich nicht stecken.“ Die ganze „Rasselbande“ mit so unterschiedlichen Sprachkenntnissen zu beaufsichtigen, sei sehr anstrengend. Die geleistete Arbeit der beiden lobt Leen K. ausdrücklich.

Die derzeitige Gruppenzusammensetzung soll allerdings nur eine vorübergehende Lösung sein. Wie Leen K. erst aus der Westdeutschen Allgemeinen Zeitung erfahren habe, handele es sich laut Petra Struck vom Kita-Zweckverband im Bistum Essen, dem Träger der Einrichtung, um eine zeitlich befristete „Notgruppe“.

„Davon hat man mir bei der Anmeldung nichts gesagt. Das habe ich erschrocken gelesen“, äußert Leen K. Wie lange die Gruppe bestehen soll, ist derzeit unklar. Sie hofft, daß sie auch im kommenden Jahr noch einen Kita-Platz für ihren Sohn hat. (ag)

Erst ein Rechtsstreit brachte einer Essener Mutter den ersehnten Kita-Platz für den Sohn (Symbolbild) Foto: picture alliance/imageBROKER
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