BERLIN. Der frühere UKIP-Chef Nigel Farage hat bei einer Wahlkampfveranstaltung für die AfD-Politikerin Beatrix von Storch in Berlin vor möglichen wirtschaftlichen Schäden für Deutschland durch den Brexit gewarnt. „Der Brexit ist sehr wichtig für Deutschland, weil das Vereinigte Königreich als Handelspartner sehr wichtig für Deutschland ist“, sagte Farage.
1,3 Millionen deutsche Jobs hingen mittel- oder unmittelbar an der britischen Wirtschaft. Wenn es kein Freihandelsabkommen zwischen der EU und seinem Land gebe, wäre dies daher eine Katastrophe für Großbritannien und für Deutschland. Vor allem die Automobilindustrie in Süddeutschland würde leiden, befürchtete der 53jährige. Dennoch kämen die Brexit-Verhandlungen im Wahlkampf nicht einmal vor, beklagten sowohl Farage als auch von Storch.
Farage: Bayern wird zuerst aufbegehren
Vor den 250 Zuschauern prognostizierte er, daß es die EU in spätestens zehn Jahren in ihrer jetzigen Form nicht mehr geben werde und äußerte auch seine Erwartung, wo der Widerstand gegen den EU-Zentralismus erstarken könnte. „Ich prognostiziere, daß es Bayern sein wird, wo der Wandel beginnt“, sagte der Deutschlandkenner, der auch mit einer deutschen Frau verheiratet ist.
Die Bayern würden bald die ersten sein, die zu dem gescheiterten europäischen Projekt sagen werden: „Das ist doch Wahnsinn.“ Europa sei währungspolitisch derzeit zwischen Nord und Süd und kulturell zwischen Ost und West gespalten.
Scharf teilte Farage, der als einer der Väter des EU-Austritts Großbritanniens gilt, gegen seine politischen Gegner aus. Auf die Frage eines Zuschauers, welchen Rat er EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Junker geben würde, antwortete er: „Weniger Alkohol zum Mittagessen trinken!“
„Schulz ist ein Fanatiker”
Seinen früheren Widersacher im Europaparlament, SPD-Kanzlerkandidat Martin Schulz, nannte er einen „Fanatiker” und „wirklich gefährlichen Mann”. Für England und die laufenden Brexit-Verhandlungen sei da sogar Merkel das kleinere Übel. Den Deutschen böten hingegen beide Kandidaten „dieselbe Speisekarte” an.
Dem Publikum, die meisten davon AfD-Mitglieder oder Sympathisanten, rief er zu: „Ihr habt eine große Möglichkeit!” Zum ersten Mal seit langer Zeit könne mit dem Einzug der AfD wieder eine Stimme der Opposition im Bundestag Gehör finden. Dennoch legte Farage Wert darauf, nicht die Gesamtpartei, sondern nur von Storch persönlich zu unterstützen. „Weiter gehe ich nicht”, machte er klar.
Den radikalen Islam bezeichnete Farage als die größte Gefahr, der die Welt momentan ausgesetzt sei. Dennoch sei es falsch, alle Muslime zu dämonisieren oder einem Krieg gegen die islamische Religion das Wort zu reden. „Wenn wir in den Krieg gegen den Islam ziehen, werden wir verlieren”, prophezeite er.
Das Unmögliche möglich gemacht
Von Storch lobte Farage als einen Politiker, der Geschichte geschrieben habe. „Er hat ein Fenster geöffnet in einem Haus, das fest verschlossen war. Durch dieses Fenster kam frische Luft ins Haus. Er ist durch dieses Fenster hinausgegangen.” Farage habe der Welt gezeigt, „daß das Unmögliche möglich ist” und daß es hierfür weder eines Regierungsamtes noch des Mandates im nationalen Parlament bedürfe. Auch sie nutzte die Veranstaltung für scharfe Attacken auf die Bundesregierung: „Schäuble hat die schwarze Null nicht erreicht, Schäuble ist die größte schwarze Null, die wir je hatten”, sagte sie über den Bundesfinanzminister. (tb)