BERLIN. Die Gewerkschaft der Polizei (GdP) hat die internen Ermittlungen im Fall Anis Amri gegen Polizeibeamte gelobt. Dies sei ein „ungewöhnlicher, jedoch ein konsequenter Vorgang“, sagte der stellvertretende GdP-Bundesvorsitzende Jörg Radek in einem Gespräch mit dem Fernsehsender n-tv. Das Vertrauen in die Polizei sei verloren gegangen und müsse durch restlose Aufklärung der Vorgänge wiedergewonnen werden, betonte Radek.
Der Berliner Innensenator Andreas Geisel (SPD) hatte am Mittwoch bekannt gegeben, gegen Beamte des Landeskriminalamts Berlin Anzeige wegen Strafvereitelung im Amt sowie Urkundenfälschung erstattet zu haben. Den verantwortlichen Polizisten wird vorgeworfen, Akten manipuliert zu haben, um eigenes Versagen zu vertuschen. Demnach hätte der spätere Attentäter vom Breitscheidplatz bereits wegen Drogenhandels verhaftet und abgeschoben werden können.
Radek zeigte sich erfreut, daß statt eines parlamentarischen Untersuchungsausschusses ein Sonderermittler beauftragt wurde. Dieser sei parteipolitisch neutral und gehe rein fachlich vor. Der Ermittler müsse nun herausfinden, ob es sich bei den schweren Vorwürfen gegenüber dem LKA Berlin um individuelles Fehlverhalten oder ein strukturelles Defizit der Behörde handle. Der gebürtige Tunesier Amri hatte im Dezember 2016 zwölf Menschen ermordet und weitere 55 verletzt, als er mit einem LKW in eine Menschenmenge raste. (FA)