ZÜRICH. Eine ehemalige deutsche Linksextremistin ist vom Bezirksgericht Zürich zu einer Gefängnisstrafe von drei Jahren verurteilt worden. Zehn Monate davon muß sie absitzen. Die Frau, deren Identität nicht bekannt gemacht wurde, war über 20 Jahre lang Mitglied der gewaltbereiten linksextremen Szene in Berlin, bevor sie ausstieg und sich in die Schweiz absetzte.
Ihr Anwalt führte aus, nur durch den Umzug in die Eidgenossenschaft sei es seiner Mandantin möglich gewesen, sich von der antifaschistischen Szene zu lösen, in der sie sich jahrzehntelang bewegt hat. Aussteigerinnen müßten mit drakonischen Sanktionen rechnen. Linksextreme Gruppierungen funktionierten ähnlich wie eine Sekte, begründete er den Schritt.
Mehrere Brandanschläge in Berlin
Die verurteilte 49jährige ist die Tochter Schweizer Eltern und besaß, obwohl sie in Deutschland aufwuchs, den Schweizer Paß. Als Schweizerin konnte sie nicht nach Deutschland ausgeliefert werden. Die Straftaten der Frau wurden per Rechtshilfeersuchen von den Schweizer Behörden ermittelt. Ihr wurden sieben Brandanschläge zur Last gelegt. Unter anderem soll sie Autos in Berlin in Brand gesetzt haben, um damit gegen die Inhaftierung linker Gesinnungsgenossen in Frankreich zu protestieren.
Ein andermal habe sie eine selbst hergestellte Explosionsvorrichtung am Gebäude des Deutschen Instituts für Internationale Politik und Sicherheit in Berlin-Wilmersdorf entzündet. Personen kamen dabei nicht zu Schaden. Vor Gericht weigerte sich die Angeklagte, Mittäter zu benennen. Ihre geringe Auskunftsbereitschaft erklärte ihr Anwalt mit der Furcht vor Repressionen aus der Szene.
Dennoch gestand ihr selbst der Staatsanwalt zu, sich auf dem besten Weg der Resozialisierung zu befinden. Damit begründete er auch seine Forderung nach einem Strafmaß von drei Jahren. Genau die Strafe also, die das Gericht später verhängte. (tb)