Studie: bpb-Chef Krüger: „Westdeutsche Dominanz ist im Osten ein Problem“

Der Präsident der Bundeszentrale für politische Bildung, Thomas Krüger, rüttelt am Neutralitätsgebot von Beamten Foto: picture alliance/SvenSimon

Studie

bpb-Chef Krüger: „Westdeutsche Dominanz ist im Osten ein Problem“

Der Präsident der Bundeszentrale für politische Bildung (bpb), Thomas Krüger, hat eine Dominanz westdeutscher Eliten im Osten Deutschlands beklagt. Dies würde „immer noch als kultureller Kolonialismus erlebt“. Ostdeutsche seien zu selten in Führungspositionen vertreten.

BERLIN. Der Präsident der Bundeszentrale für politische Bildung (bpb), Thomas Krüger, hat eine Dominanz westdeutscher Eliten im Osten Deutschlands beklagt. Dies würde „immer noch als kultureller Kolonialismus erlebt“, sagte Krüger in einem Interview mit Zeitungen der DuMontMediengruppe. Hintergrund ist eine Studie von Sozialwissenschaftlern zu einer Tagung der „Deutschen Gesellschaft“, die jetzt veröffentlicht wurde. Danach seien „Ostdeutsche in den meisten Teileliten nach wie vor und selbst in den neuen Bundesländern deutlich unterrepräsentiert“.

Besonders auffällig sei die mangelhafte Vertretung in der Verwaltung, so die Forscher. So schätzen sie hier den Anteil von Ostdeutschen an gesamtdeutschen Spitzenpositionen auf vier bis fünf Prozent. Krüger sprach in dem Zusammenhang auch von kultureller Hegemonie und subtiler Herrschaftspraktik.

„Wer die Interpretationshoheit erlangt, dem fällt die Legitimation zum Repräsentieren in den Schoß. Das sind überwiegend Westdeutsche. Der Anteil der Ostdeutschen und ihre Identität werden dabei häufig überlagert“, kritisierte der ehemalige SPD-Bundestagabgeordnete.

Krüger fordert Übersetzer kultureller Differenzen

Die Studie ergibt weiter, daß Ostdeutsche in Führungspositionen westdeutsche Haltung annehmen und dadurch eine Entfremdung zum ostdeutschen Herkunftsmilieu entstehe. Krüger fordert deshalb Übersetzer kultureller Differenzen, ähnlich wie bei Zuwanderergruppen.

Thomas Krüger (58) ist seit 2000 Präsident der Bundeszentrale für politische Bildung. In der DDR studierte er Theologie und arbeitete als Vikar. 1989 gründete er die SPD-Vorgängerpartei SDP und gehörte der letzten Volkskammer an. Weiterhin war er letzter Oberbürgermeister von Ost-Berlin.

Nach der Einheit gehörte Krüger von 1991 bis 1994 dem Kabinett von Eberhard Diepgen als Senator für Familie und Jugend an. Anschließend war er bis 1998 Bundestagsabgeordneter. Nach einer Kinderpause wurde er 2000 zum Präsidenten der bpb ernannt. Diese untersteht dem Bundesministerium des Inneren. Trotz mehrerer Skandale hielt das seit 2005 CDU-geführte Ministerium an dem ehemaligen SPD-Abgeordneten fest. (hm)

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Kommentare

Jägerschnitzel sagt:

2. November 2017 um 8:40 Uhr

Na wenn man sieht, was man mit Frau Merkel als "Elite der DDR" ausgegraben hat, kann ich nicht glauben, daß….
y9875 sagt:

2. November 2017 um 0:43 Uhr

Dafür soll ja im Osten der Sex besser sein; das ist auch viel wert.
1. Jägerschnitzel sagt:
  
  2. November 2017 um 13:38 Uhr
  
  Gibt es dazu Umfragen? (:-))
  Wenn ja bei wem?
Jens Fleischhauer sagt:

1. November 2017 um 19:26 Uhr

Wahrscheinlich ein kompliziertes Problem, weil ja das Engagemant eines einzelnen Bürgers, in die Politik zu gehen, eine ungeheure Kraftanstrengung und Ausdauer bedeutet. Das gilt für alle Bürger, die sich politisch engagieren wollen, weil dies eie enorme Kraftanstrengung bedeutet.

„Wer die Interpretationshoheit erlangt, dem fällt die Legitimation zum Repräsentieren in den Schoß. Das sind überwiegend Westdeutsche. Der Anteil der Ostdeutschen und ihre Identität werden dabei häufig überlagert“, kritisierte der ehemalige SPD-Bundestagabgeordnete."

Der Begriff "Interpertationshoheit" scheint mir antidemokratisch zu sein, weil es in der Demokratie keine Interpretationshoheit geben darf, höchstens eine Interpretationshoheit des besseren Argumentes. Das setzt aber voraus, das der politische Gegner sich von einem Argument überzeugen lässt und die Demut besitzt, sich einem Argument des gesunden Menschenverstandes anzuschließen bzw seine ideologische Überzeugung infrage zu stellen.
1. Graf Orlok sagt:
  
  2. November 2017 um 19:20 Uhr
  
  Sehr gut erkannt! Nur wo befindet sich da Deutschland? "Interpretationshoheit" scheint hierzulande Staatsräson zu sein.
K. Twiel sagt:

1. November 2017 um 17:51 Uhr

Es sind konstant die gleichen Rillen auf der Schallplatte der Linken und Pastoren (was inzwischen fast ein Synonym ist): Der böse, hegemoniale Westen; Kolonialismus; Quotenregelungen gegen das Unrecht; Fremdherrschaft; Klagen über Angriffe auf die Identität der Anderen, aber nie der Eigenen.
Wenn ich den psychologischen Hintergrund recht deute, soll die strahlende Aura der Flüchtlinge über die Bürger der ehemaligen DDR ausgegossen werden. Insbesondere in Sachsen wäre das als aggressionssensibles Stimulans zur Verbrüderung im Kampf gegen böse Wessis von Bedeutung.
1. Erwin der Querdenker sagt:
  
  1. November 2017 um 23:21 Uhr
  
  Sehr richtig erkannt!
  Nichts ist zufällig und nahezu alles mit Berechnung initiiert.
  
  Es geht natürlich um das Säen von Misstrauen und damit um Spalterei.
  Die Strategien gegen die Ostdeutschen und der Versuch, deren Isolierung mit immer sensibleren und durchtriebenen Methoden zu erreichen, werden immer offensichtlicher.
  
  Hier sollen Vorurteile wiederbelebt werden und Ostdeutsche gegen Westdeutsche ausgespielt werden, um hierdurch einen doppelten Effekt zu er Zielen.
  Einerseits eine wechselseitige Distanzierung und Entsolidarisierung gerade in gesellschaftskritischen Belangen und andererseits das Verhindern einer breiten Volksbewegung in Ost und West auf Basis der gemeinsamen kulturellen Identität!
  
  Es wird diesen linkslastigen, deutschphoben Gesellschaftszerstörern nicht gelingen, eine von ihnen herbeigesehnte Kluft zwischen Ost und West erneut herbeiführen.
  
  Ein Sachse ist eben genauso ein Deutscher wie ein Bayer, ein Niedersachse, ein Schwabe oder ein Thüringer. Dieses ist allein schon durch die kulturelle Identität gegeben.
  
  Da nützt auch der inflationäre Umgang mit der deutschen Staatsbürgerschaft nichts, in der durchschaubaren Absicht, uns Deutsche ausdünnen zu wollen.
Hautarzt sagt:

1. November 2017 um 16:41 Uhr

Verstehe ich nicht.Wir haben doch die Merkel,und wir hatten den Gauck ,beide in den höchsten Ämtern.Und was kommt dabei heraus??
(nix gegendie Ossi´s im Allgemeinen,bin selber einer,Doofe ginbt es überall)
1. muku polkorr feminist gender sagt:
  
  2. November 2017 um 7:46 Uhr
  
  Am liebsten würde man bis hinauf zum Kassenwart der Karnickelzüchtervereine alles mit von Atlantikbrücke u. Co. konditionierten westdeutschen Affen der Neuen Weltordnung besetzen .
  Im übrigen ist Gauck v. der Herkunft zwar keine heilige Kuh aber die Merkel – stammt aus dem linken (linksliberalen ) Hamburg u. nicht aus Mitteldeutschland.
  1. Kersti Wolnow sagt:
    
    2. November 2017 um 14:13 Uhr
    
    Dazu aus einer Post eines Bekannten heute
    "zu oben genannten Artikel in der JF möchte ich folgendes schreiben. Als ich als SAP Senior Berater für Logistik unterwegs war, war man sehr oft verblüfft darüber, daß einer aus dem Osten westdeutschen Führungskräften etwas beibringen sollte. Bei der Firma M… in W… bei G….sbach war das für den Abteilungsleiter der Materialwirtschaft ein untragbarer Zustand, so daß man mich aus dem Projekt schmiß und einen Wessi dafür holte. Der Wessi hatte zwar keine Ahnung dafür konnte er sich aber perfekt verkaufen ! Na jedenfalls merkte man das auch in dieser Firma und man entbödete sich nicht, mich wieder zu holen …Bis 20011 kannte ich überhaupt keinen SAP Berater der aus dem Osten kam …Es gab eben ein paar Leute, die mich wohl mochten und deshalb einstellten. Wenn ich nun aber lese, was einige bei der JF zu den Ossis schreiben…"(das habe ich jetzt eigenständig weggelassen).
Kersti Wolnow sagt:

1. November 2017 um 15:35 Uhr

Lustig, wenn schon kulturelle Differenzen zwischen Mittel- und Westdeutscheb gibt, was für Unterschiede gibt es zwischen Asiaten, Afrikanern und Deutschen? Das ist keine Frage, denn man sieht diese in jedem von Ausländern und Deutschen besiedelten Viertel. Der Multikultitraum ist gerade am Platzen.
Aber das stimmt, daß die Wessis sich all die Pöstchen überall gekrallt haben. Ich habe schon während meiner Referendariatszeit erlebt, daß die Wessis besser dampfplaudern können.
1. wfokken sagt:
  
  1. November 2017 um 18:02 Uhr
  
  Das glaube ich als Wessie (fast) unbesehen, nachdem sich zu viele Wessie-Unternehmen auf Kosten der Ossies
  bereichert hatten. Immerhin muß man berücksichtigen, daß nach dem Beitritt der DDR zu Westdeutschland
  zunächst westliche Verwaltungsbeamte für die Einrichtung westlicher Verwaltungsstrukturen unverzichtbar waren.
  
  Aber diese Entschuldigung konnte nur so lange gelten, bis genügend qualifizierte Verwaltungsbeamte aus der
  DDR ausgebildet bzw. umgeschult waren.
  
  Der Rest dürfte Ausdruck von Einzel- und Gruppen-Egoismus sein, der bei den 'umerzogenen' Wessies aufgrund
  ihrer pauschalen Selbst-Diffamierung als Deutsche 'wegen damals' vielleicht als innere Rückzugs-Nische besonders
  ausgeprägt ist nach dem Motto: "Wenn wir schon kollektiv hochmoralisch leisetreten, dann wollen wir wenigstens
  privat nicht darben, wo uns kein 'Nazi'-Vorwurf trifft".
2. Yahel sagt:
  
  1. November 2017 um 18:21 Uhr
  
  @ Kersti Wolnow „Der Multikultitraum ist gerade am Platzen.“
  
  Der ist schon längst geplatzt, die meisten Träumer haben nur den Knall noch nicht gehört, während andere schon weiter nach vorne rücken und die Einschläge zählen.
  
  Was die westdeutschen „Eliten“ betrifft; da wurden sehr viele in Richtung Osten entsorgt, weil sie nicht zu gebrauchen waren und haben in Mitteldeutschland genau den Mist fortgesetzt, den sie im Westen schon verzapft hatten. Die ganze „Wiedervereinigung“ ist auf allen Ebenen schief gelaufen, weil sie mit der heißen Nadel genäht wurde. Die Westler sind in ein „Entwicklungsland“ eingefallen, glaubten sie. Besser wäre es gewesen, wenn die Mitteldeutschen im Westen einen Kurs erhalten hätten um in der Mitte ihre Erfahrungen einzusetzen. Statt dessen wurden sie an den Rand gedrängt.
3. K. Twiel sagt:
  
  1. November 2017 um 18:56 Uhr
  
  Sie haben recht. Und für 1000 Bürger bräuchten wir dann allein 100 staatlich besoldete Übersetzer kultureller Differenzen, was den Arbeitsmarkt bei uns völlig leerfegte, weshalb Zuwandere in langen Reichen angefordert werden müssten, was wiederum Übersetzer …
  Hans im Glück und Michel im Irrenhaus.
4. Jägerschnitzel sagt:
  
  2. November 2017 um 8:42 Uhr
  
  Wunderbares Beispiel, liebe Kersti, für den Schwachsinn, den inzwischen unsere Medien und Politiker verbreiten!!!