BERLIN. Der Mindestlohn hat in Deutschland bislang Zehntausende Arbeitsplätze verhindert. „Negative Beschäftigungseffekte sind vor allem durch ausgefallene Einstellungen zu beobachten. Ohne den Mindestlohn hätten 60.000 zusätzliche Jobs entstehen können“, sagt der Experte für Tarifpolitik und Arbeitsbeziehungen beim Institut der deutschen Wirtschaft Köln (IW), Christoph Schröder, der Welt.
Sein Kollege vom Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB), Hagen Lesch, kritisierte zudem die für Januar 2017 geplante Erhöhung des Mindestlohns. Die Anhebung sei verfrüht, da es „einen gewaltigen Integrationsbedarf von weniger gut qualifizierten Flüchtlingen“ gebe.
Stunden gekürzt
Der Bundestag hat auf Drängen von Arbeitsministerin Andrea Nahles (SPD) das Mindestlohnniveau weiter angehoben. Anstatt 8, 50 Euro müßen ab Januar 8,84 Euro pro Stunde bezahlt werden. „Aus vielen geringfügigen Beschäftigungsverhältnissen sind reguläre sozialversicherungspflichtige Jobs geworden, es gibt mehr Beschäftigte und mehr Lohn“, lobte Nahles die Lohnuntergrenze.
Der Arbeitsmarktexperte und Ökonom der Freien Universität Berlin, Ronnie Schöb, bezweifelt die Aussage allerdings. Vor allem in den östlichen Bundesländern hätten Arbeitgeber Stunden gekürzt, um für Minijobber keine Sozialversicherung bezahlen zu müssen. „Der Bericht der Mindestlohnkommission hat gezeigt, daß die Arbeitszeiten der vom Mindestlohn betroffenen Vollzeitbeschäftigten deutlich sinken“, unterstrich Schöb. (vi)